Jesuiten 2012-2

uns unter Druck setzen, kontrollieren, klein machen, sind nicht vom guten Geist. Diese Einladung zum Dialog ist eng mit einem weiteren Schwerpunkt des Lassalle-Hauses verbunden: dem interreligiösen Dialog. Ein Dialog hat seinen Namen nur dann verdient, wenn er wirklich auf Augenhöhe stattfindet, bereit dem anderen zuzuhören, ja vom anderen zu lernen. Es ist kein Dialog, wenn das Interesse im Vordergrund steht, den anderen zu belehren. Dies war eine Bitte von muslimischen Freunden zu Beginn unseres Pilgerprojektes nach Jerusalem. Auch wenn wir Christen in den vergangenen 20 Jahren das Pilgern wieder entdeckt haben – für die Muslime gehört der Pilgerweg schon immer zu den zentralen religiösen Pflichten. Schließlich ermahnt uns Ignatius, dass nicht das Vielwissen die Seele sättigt, sondern das Verspüren und Verkosten. Bei unseren Lehrgängen zur christlichen Spiritualität, aber auch bei Führungsseminaren in der Wirtschaft ist die Wissensvermittlung das eine, das andere ist immer wieder das Hineinfinden in die Stille und das Erspüren, was uns während der Diskussion eines Themas bewegt hat. So ist das Führen eines geistlichen Tagebuches wesentlicher Bestandteil unserer Bildungsveranstaltungen. Es geht darum, in dieser Achtsamkeit auf das, was unsere Seele bewegt, zu wachsen. „Da lehrte Gott ihn wie ein Kind“ – vielleicht ist diesesWort aus dem Pilgerbericht des Ignatius auch eine Einladung an uns, immer wieder zu dieser Offenheit eines Kindes zu finden und uns vom guten Geist führen zu lassen. Tobias Karcher SJ Juni 2012/2 Jesuiten 5

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