Jesuiten 2012-2

6 Jesuiten Schwerpunkt: Bildung Schwerpunkt Impulse aus der Schulseelsorge Berlin: „Darf ich mal kurz reinkommen?“ „Darf ich mal kurz reinkommen?“, so höre ich es immer wieder an meiner Bürotür. Meist verbergen sich dahinter die kleineren und größeren Sorgen, die der Schulalltag so mit sich bringt. Es ist nicht immer leicht, diesen Schritt zu wagen, doch manchmal braucht es einfach jemand, der da ist und zuhört. Ein anderes Mal genügt auch schon der Griff in die Schale mit Gummibärchen, ein paar Schläge auf den Boxsack oder ein ermutigendes Wort. Was erleben Menschen, die an die Tür der Schulseelsorge klopfen? Es tut gut, Belastendes zu teilen. Diese Erfahrung kann jeder machen, der ein schweres Erlebnis mit jemand geteilt hat. Es ist für Schüler nicht selbstverständlich, eine solche Erfahrung im schulischen Umfeld zu machen. Manchmal braucht es ein ermutigendes Wort nach einer schlechten Note, weil z.B. zuhause hohe Erwartungen Angst machen. „Wenn Du einen Fehler machst, dann feiere ein Fest“. Dieses Zitat vonVirginia Satir klingt beim ersten Lesen vielleicht ein wenig fremd. Doch wenn Schüler etwas „verbockt“ haben und wir gemeinsam darüber reden, dann kann daraus manchmal eine wichtige Erkenntnis entstehen. Mit jemandem im Hintergrund schaffe ich es doch alleine. Schüler haben manchmal den Eindruck: „Das schaff ich selber nicht!“ Da ist ein Konflikt. Sie fühlen sich ungerecht behandelt und bitten um Unterstützung. Im gemeinsamen Gespräch entdecken sie plötzlich, dass es eine ganze Reihe Schritte gibt, die sie selber unternehmen können, bevor jemand von außen eingreifen muss. Gestärkt durch diese Erfahrung wagen sie den nächsten Schritt und oftmals ergibt sich eine gute Lösung, die sie so nicht erwartet hatten. Das macht stolz und ermutigt auch andere Konflikte zu lösen. Auch mit kleinen Schritten kommt man dem Ziel näher. Das eine oder andere Problem lässt sich eben nicht gleich beim ersten Anlauf lösen.Aber in regelmäßigen Treffen kann eine Strategie entwickelt werden, mit der man Land gewinnt und so dem Ziel näher kommt. Mal braucht es eine Ermutigung, mal einen Hinweis. Ein anders Mal ist es eine Hilfe zur Zeiteinteilung, weil das Chaos gerade voll zuschlägt. Es sind viele kleine Konflikte und Probleme, die sich so lösen lassen. Auch mancher Ärger oder Trauer findet Raum und kann losgelassen werden. Es sind Erfahrungen, die auch fürs spätere Leben wichtig sind. Und wer will da noch behaupten: „Man lernt in der Schule nichts fürs Leben!“? Claus Pfuff SJ

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