Jesuiten 2012-2

Juni 2012/2 Jesuiten 7 Hamburg: „Klar Schiff!“ „Und zum Abschluss bitte mit den Putztüchern in die Fernsehkamera winken!“ Mit dieser Regieanweisung endete am Gründonnerstag auf dem Hof der Sankt-Ansgar-Schule in Hamburg die von einiger Medienpräsenz begleitete Reinigungsaktion „Klar Schiff!“, bei der die Schüler während der Fastenzeit Impulse zum äußeren wie innerlichen Aufräumen erhielten. Insbesondere der spektakuläre Abschluss als flashmob-ähnlicher Open-Air-Event mit religiöser Grundierung (gemeinsames Putzen, Singen, Beten, Bedenken der Schrift) darf als jugendgemäß angesehen werden, nimmt man die auf dem Würzburger Symposion für Ignatianische Pädagogik („iPäd“) dargebotenen Ergebnisse der Jugendsoziologie zum Maßstab: Jugendliche mögen posttraditionelle Vergemeinschaftungsformen, die ihnen anlass- und erlebnisbezogen das Gefühl vermitteln, Teil eines größeren Ganzen zu sein: „Ich war dabei!“ Sie lieben ungewöhnliches Inszenieren als Steigerung von Erlebnisqualität ebenso wie das „gechillte“ Ankommen. Die von der Kamera eingefangene Momentaufnahme einer bewegenden Aktion ließe sich zum Sinnbild für das nötige Nachdenken über Bildung vergrößern. Der maritime Appell „Klar Schiff!“: ein Aufruf, sich um die „Gefechtsbereitschaft“ von Schule in stürmischer See zu sorgen. Wie nah oder wie fern ist eine nunmehr im Ganztagsmodus (G8) auftretende Schule der sich dynamisch entwickelnden Lebenswelt ihrer Schüler? Wie erfahrungs- und erlebnisbezogen wird in ihr gelernt? Wie verschlankt sie ihre Lehrpläne, so dass der Schüler als Subjekt des Lernens den Stoff noch sinnvoll verarbeiten kann?Wie viel Zeit räumt sie ein, um über das Gelernte nachzudenken? Mit wie viel Sorgfalt betrachtet sie die Lernentwicklung des Einzelnen? Wie fördert und fordert sie soziales Lernen? Wie viele Inseln für unverzwecktes Dasein hält sie vor? Wie viel Geborgenheit und Heimat vermittelt sie dem Schüler, der das Gelände morgens betritt und nachmittags wieder verlässt? Wie gelingt es ihr, die Fliehkräfte ihrer vielen Aktivitäten in einem Gravitationszentrum zusammen zu halten? Religiös ausgedrückt: Wie sehr sorgt sich Schule um die Mitte all dessen, was in ihr sinnvoll angeboten wird? Eine gute Schule im Sinne einer ignatianisch geprägten Pädagogik wird diesen Appell nicht überhören. Jürgen Brinkmann Schulbücher in einem Klassenzimmer im St. Benno-Gymnasium in Dresden

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