Jesuiten 2012-3

September 2012/3 Jesuiten 13 hasar): Dieser Richter hat das Gericht, d.h. die inneren Konsequenzen einer sündigen Abkehr von Gott, an sich selbst erfahren. Jesus, der gerichtete Richter, kennt unsere armselige und sündige Identität von innen her und hat die von Gott abgewandte Seite unseres Ichs durch seine Solidarität wieder mit Gott in Berührung gebracht. Mehr noch: Der gerichtete Richter birgt in seinen Wunden jede menschliche Leidensgeschichte und Passion. Der leidvolleVerlust an Erinnerung und Identität, der mit einer so schweren Krankheit wie der Alzheimer-Demenz verbunden ist, ist für Jesus und somit auch für Gott nicht vergessen. Christus wird sich im Gericht daran erinnern, was die Kranken durchlitten haben. Er kann ihre Identität und Würde wieder herstellen. Wir können uns den Tod des einzelnen Menschen als Durchgang zu jener unverborgenen Begegnung mit Gottes richtender Liebe vorstellen, von der die biblischen Schriften berichten. Im Gegenüber zu Christus, dem gerichteten Richter, wird die Wahrheit des menschlichen Lebens offenkundig. Alle Illusionen, alle falschen Ideale und Anmaßungen, mit denen wir unsere Existenz ausgeschmückt haben, werden in der Begegnung mit Christus verlöschen. Das „Maskenspiel des Lebens“ (J. Ratzinger) ist vorbei und was wir sind, unsere Identität, wird uns selbst offenbar. Die Wahrheit unseres Lebens besteht jedoch nicht in einer schonungslosen Abrechnung. Die Wahrheit unseres Lebens ist keine neutrale Faktizität, sondern eine Person, die uns entgegengekommen ist und uns im Gericht entgegenkommt, um uns zu retten. Es ist Christus, der selbst der gute Hirt ist, der dem Verlorenen unserer Lebensgeschichte hinterhergeht. Er kennt sicher alle Dunkelheiten unserer Freiheitsgeschichte. Allerdings kennt er uns so viel besser, als wir uns selbst © Fotolia / tomitom

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