Jesuiten 2012-3

September 2012/3 Jesuiten 19 fen des Unterbewussten gespeichert bleibt und von dort wirkt.Aber zumindest ist Erlebtes oft so gut ‘verpackt’, dass ich nicht einfach darauf zugreifen kann und der Eindruck des Vergessens die Realität ist. Hier kommt ein weiterer Aspekt zum Tragen. Martin Luther sagte: „Nichts wird langsamer vergessen als eine Beleidigung und nichts eher als eine Wohltat“. Dieses Nicht-vergessen-können hat offenbar mit seelischen Verwundungen im Leben zu tun, die dort entstehen, wo Menschen mit anderen zusammen leben. Wie schwer ist es doch,Verwundungen undVerletzungen vergessen zu können. Sie bereiten doch Schmerzen, und Schmerzen kann ich nicht vergessen. In ihrem Song „Forgiven, Not Forgotten“ – „Vergeben, aber nicht Vergessen“, hat die irische Band The Corrs etwas Wichtiges anklingen lassen.Vergeben undVergessen stehen offenbar in einer Beziehung zueinander.Vergebung ist dort ein Thema wo es um Verwundungen geht.Vielleicht ist Vergebung nötig, damit Verwundungen heilen können. Wenn ich weiß, dass der andere mir vergibt, kann innere Heilung geschehen. Dann kann ich auch Kraft haben, denen zu vergeben, die mich im Leben verwundet haben. Es bleiben zwar Narben zurück, die ich eben nicht vergesse. Aber während ich die Narbe spüre, vergesse ich den Schmerz, den die Verwundung verursacht hat. So können Vergeben und Vergessen zusammen Ausdruck von Heilung sein. Dieser Zusammenklang ist für mich als gläubiger Mensch nur vom Handeln Jesu her zu sehen, glaubend, dass Gott mich immer wieder annimmt undVergebung und Heilung schenkt. Das erlebe ich immer wieder in Gesprächen mit Menschen, die nicht vergessen können, weil sie so verwundet sind und sich nach Heilung sehnen. Michael Beschorner SJ © Fotolia / Sergej Khackimullin

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