Jesuiten 2012-3

September 2012/3 Jesuiten 21 Sie waren dann auch auf dem deutschen Konzil dabei, auf der Gemeinsamen Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland, die zwischen 1971 und 1975 in Würzburg tagte. Beides, das Konzil wie die Synode, waren bedeutende Ereignisse, die von den meisten Beteiligten als eine Art Wende oder Anfangspunkt der Entwicklung der Kirche angesehen wurden. Natürlich sind beide Ereignisse von erheblich verschiedener Rangordnung: Beim Konzil ging es um die Gesamtkirche, bei der Synode um die deutschen Diözesen. In beiden Fällen waren fast alle Teilnehmer tief beeindruckt von der Offenheit der Debatten und von der Bereitschaft, Probleme zu erkennen und auch zu Lösungen zu kommen. Wenn Sie auf beide Ereignisse zurückschauen: Überwiegt Zuversicht, der Stolz, dabei gewesen zu sein, oder blicken Sie eher besorgt zurück? Ich verspüre keinerlei Nostalgie. Im Rückblick muss ich aber mit Bedauern sehen, dass die Wirkung dieser Ereignisse, oder besser: die Bereitschaft, die Impulse des Konzils und der Synode aufzunehmen, weiterzuentwickeln und zu vertiefen, immer geringer geworden ist. Pater Karl Rahner hatte schon Recht, als er vor einem Marsch ins Ghetto warnte. Ein Konzil oder eine Synode sind Knotenpunkte der Kirchengeschichte. Der Alltag schaut oft anders aus. Der springende Punkt wird immer sein: Beratung oder Entscheidung? Identifikation erfolgt heute mehr denn je durch Mitbeteiligung. Die deutsche Synode war – und blieb bisher einmalig – ein Entscheidungsgremium. Insofern war sie eine Sternstunde. Aber bei allem Positiven, das man von der Wirkung der Synode feststellen kann, gilt doch auch für sie das, was Hansjürgen Verweyen über das Konzil im Anschluss an Mt 26,40 vor einigen Jahren schrieb: eine Sternstunde, „vor deren Ablauf die Jünger Jesu leider wieder einmal eingeschlafen waren“. Das Gespräch führte Andreas R. Batlogg SJ, Chefredakteur der Zeitschrift „Stimmen der Zeit“, deren Geschicke Wolfgang Seibel SJ von 1966 bis 1998 verantwortete. Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils am 11.10.1962 in der Peterskirche, Rom © SJ-Bild

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