Jesuiten 2012-3

September 2012/3 Jesuiten 3 und Trauerarbeit. Ricœur spricht vom schwerenVerzeihen, bei dem erst ganz am Ende die Gnade und die Leichtigkeit des Vergessens zu verkosten sind. Alleine und irgendwann auch gemeinsam mit dem Anderen, mit dem man sich versöhnen will, zu erinnern und zu trauern – nur dies nimmt dieTragik und die Komplexität des Handelns ernst und geht an die Wurzeln des Konflikts heran. Nur so kommt der Andere als Mensch in den Blick, und nicht nur die monströs erscheinende Untat, der Ärger und der Groll. So entsteht Vertrauen, auf dessen Basis irgendwann ein Vergessen möglich werden wird, wenn beide das Erinnerte friedlich und gemeinsam verwahrt wissen.Vergessen heißt dann auch,das Erinnerte zu übergeben – letztlich an Gott, denVater, der „seine Sonne aufgehen lässt über Böse und Gute“ (Mt 5,45), wie es im Zusammenhang von Jesu Aufruf zur Feindesliebe in der Bergpredigt heißt. Dieses Erinnern sollte allerdings zwei Seiten haben und auf keinen Fall nur darin bestehen, der leidvollenVergangenheit zu gedenken und heldenhaft die Feinde zu lieben. Was dazukommen muss, kann der Grundvollzug christlichen Gedenkens lehren: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir.“ – In der Eucharistie erinnern sich Christen an das, was Menschen Christus angetan haben: das Kreuz, das Zeichen des Grundkonflikts menschlicher Sündenverstrickung. Gleichzeitig aber preisen sie deren Überwindung. Jesu Hingabe in den Tod aus Liebe bricht mit allzu menschlichen Selbstverständlichkeiten von Gewalt und Gegengewalt, und der Vater hat dies angenommen. Neben der verstörenden Erinnerung an die Passion steht das Gedenken an dieVergebung und den Triumph über die tödliche Macht in der Auferstehung. Beides ist wichtig auf dem Weg zur Versöhnung. Bernhard Knorn SJ © Fotolia / Krüttgen

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