Jesuiten 2012-4

20 Jesuiten Schwerpunkt: Virtuelle Welt Schwerpunkt blog.radiovatikan.de Auch Virtuelles beginnt im Realen. Als sich vor einem Jahr abzeichnete, dass ich beim Papstbesuch in Deutschland dabei sein würde – und das auch noch im Papstflieger selbst –, kamen gleich die Ideen, das müsse ich nutzen und „bloggen“. Wenn wir bei Radio Vatikan schon mehr Internet machen wollten, dann zu diesem Anlass, in dieser Form. Nun gut. Nachdem ich mir Rat eingeholt hatte, habe ich also vor genau einem Jahr begonnen, aus dem Vatikan zu „bloggen“. Dazu musste erst einmal die Form gefunden werden. Ein Blog will mehr sein als nur eine Wiederholung dessen, was wir im Programm machen, auf anderen Plattformen. Mein Blog will so etwas wie ein öffentliches Nachdenken sein, mehr als nur das mehr oder weniger fundierte Haben einer Meinung. Ich nehme gar nicht in Anspruch, die beste oder gültigste aller Interpretationen zu dem zu haben, was in Vatikan undWeltkirche so vor sich geht. Zum Denken und zur Meinungsbildung beitragen, das ist das Ziel. Die größte Herausforderung stellt dabei die Kommunikation mit den Lesern dar. Das Web 2.0 gaukelt uns vor, dass Kontrolle abgegeben werde, dass Leser sich beteiligten und dass das Einbahnstraßen-Internet der Vergangenheit angehöre. Das ist – noch – Illusion.Von Anfang an habe ich beschlossen, dass ich alle Kommentare eigens freischalten muss, ein sehr weiser Entschluss. Religion und Papst sind emotionale Themen, und es gibt leider viele Menschen, die meinen, unerträgliche Beiträge posten zu müssen.Auch bei mir. Aber selbst bei denen, deren Kommentare ich freischalte, ist die Anzahl der Autoren überschaubar.Wirkliche Debatten hat es bisher nur wenige Male gegeben, meist zu Konfliktthemen. Ich bin noch nicht wirklich überzeugt davon, dass das wirklich schon der Dialog ist, wie er sein soll. Ein Jahr nach dem Beginn meines Blogs stelle ich auch fest, wie viele Feinjustierungen noch nötig sind. Immer wieder habe ich kleineVersuche gestartet, kleine Serien oder Interviews oder Kommentare, um zu sehen, was kommentiert wird und was nicht. Ich bin noch dabei, das Bloggen zu lernen. Langsam formulieren sich in meinem Kopf dabei die Erwartungen an meinen Blog. Das klingt merkwürdig, sollten die doch eigentlich am Anfang stehen.Aber ganz ehrlich: Ich hatte keine. Hätte ein Jahr lang keiner den Blog gelesen, dann hätte ich das wieder eingestellt und gut wär‘s gewesen. Das war nicht der Fall. Also versuche ich den Kommentaren und den Zugriffszahlen zu entnehmen, was dieser Blog einmal werden soll. Das ist so etwas wie Web 2.0 auf Umwegen, aber so wirklich alt ist diese Kommunikationsform ja noch nicht. Ein Jahr danach habe ich einige hundert Artikel, Bilder, Interviews und Kommentare gepostet, zigtausende von Kommentaren bekommen und einige interessante Debatten erlebt. Ganz ist mein Blog noch nicht im Web 2.0 angekommen, aber mit dieser Intention gehe ich jetzt ins zweite Jahr. Bernd Hagenkord SJ

RkJQdWJsaXNoZXIy MjIwOTIwOQ==