Jesuiten 2013-1

11 Jesuiten n März 2013 n Die Sprache der Steine leben und arbeiten mussten, treten einzelne Gestalten mit ihrer Geschichte hervor. Da ist Grégoire. Ich lernte ihn bei meinem Aufenthalt in einem Trappistenkloster im Süden Frankreichs kennen. Als junger Mann wurde er wegen Zuhälterei in Paris verhaftet und nach Berlin gebracht. Dort musste er in der Rüstungsindustrie arbeiten. Weil er oft krank war und das erwartete Arbeitspensum nicht erbrachte, kam er in das KZ Buchenwald. Er überlebte diese Zeit des Schreckens und Grauens. Erst über viele Umwege kam er nach seiner Befreiung zu den Trappisten, wo er lange Jahre als Gastbruder tätig war. Diese Zeit der Gefangenschaft hatte ihn nicht hart und verbittert gemacht. Er war hellhörig für die Nöte der Gefangenen und begegnete mir als Deutschem in großer Offenheit und Freundschaft. Oder ich denke an Robert, der seinen Vater erst nach Kriegsende kennenlernte. In viele Arbeitslagern Ostdeutschlands war er gekommen. Von den Erfahrungen dieser Jahre hatte er seinen Kindern nie erzählt. Ein großes Geheimnis… Vor einiger Zeit hat Robert sich auf den Weg gemacht, sucht nach Informationen, um dieses Schweigen zu verstehen und seinen Vater nochmals besser kennenzulernen. 677 Tschechen, 253 Polen, 245 Franzosen, nur einige Gruppen aus der großen Zahl derer, die in der NS-Zeit in Plötzensee ihr Leben lassen mussten. An manche erinnert gerade noch eine mit Schreibmaschine getippte Seite Gerichtsurteil. Vergessen? Zwei kleine Täfelchen an der Erinnerungsstätte der sogenannten „großen Gestalten“ des Widerstandes gegen das NS-Regime. Störend, um nicht vergessen zu werden. Und gleichzeitig werbend für Versöhnung und Gerechtigkeit. Claus Pfuff SJ 1944 waren in Deutschland 12 Millionen Menschen in Zuchthäusern und Konzentrationslagern interniert.

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