Jesuiten 2013-1

Leben im Gedenken Stimmen von Schwestern aus dem Konvent im Karmel Inmitten des Gedenkens zu leben bedeutet, in Spannung des Kreuzes zu leben. Das Erinnern führt zu einer verstärkten Wahrnehmung und Anfrage des Heute, zur Sensibilität für Ausgrenzung und jeden Angriff auf die Menschenwürde, die unweigerlich einer Stellungnahme bedarf. Sr. Claudia Elisheva Im Lauf meines Lebens als Karmelitin an diesem Ort veränderte sich die Art meines Gedenkens: Die Martyrer brauchen mein Gebet nicht mehr, aber wir Lebende brauchen ihr Lebenszeugnis, ihre Briefe und Schriften. Mein Gedenken und Beten, das den Tag durchzieht, gilt den Vielen, die heute im Feuer stehen. Sr. Katarina Für mich ist es ein lebendiger Prozess als Karmelitin an diesem besonderen Ort zu leben. Im Altargemälde von Georg Meistermann begegnet mir dabei immer wieder das Auge Gottes. Dieses ist mir in den vergangenen 12 Jahren ein wesentliches Symbol geworden für den gegenwärtigen Gott der Liebe, der unsere Schmerzen und Ängste teilt. Diese Erfahrung kommt mir auch aus dem Glaubenszeugnis der Menschen entgegen, an die diese Kirche erinnert. Und es ist mir wesentlich, durch unser Gebet diesem Gott der barmherzigen Liebe gerade hier einen Ort zu sichern, damit viele Menschen seinem Blick auch heute begegnen. Sr. Mechthild Das zentrale Geschehen in meinem Leben als Karmelitin von Regina Martyrum Berlin ist die Feier der Eucharistie: Tut dies zu meinem Gedächtnis! Von daher lebe ich mitten im Gedenken an Tod und Auferstehung Jesu. Ich kann dieses Gedenken nicht feiern, ohne der Menschen zu gedenken. Ich erinnere mich an die, die gestern lebten, und denke an die, die heute leben. Diese Feier trägt den Anruf Jesu in sich: Folge mir nach! Und ich habe entdeckt und entdecke es fortwährend tiefer: Es gibt viele, die genau aus dieser Haltung ihr Leben und Sterben in Plötzensee bestanden haben und Zeugen Gottes und der Menschenwürde geworden sind. Seit dreißig Jahren wohne ich bewusst hier im Karmel Berlin und spüre: Da – auf diesem Boden, in diesem Kloster und dieser Gedenkkirche ist für mich Kraft zum Leben! Ich verdanke es Jesus Christus, ich verdanke es aber auch den Menschen, derer wir hier gedenken. Sr. Petra Freya v. Moltke schrieb zum 25jährigen Bestehen des Karmels: „Weil die Schwestern vermögen, neben dem Ort des Grauens ihr Heil zu leben, erschaffen sie ein währendes und gleichzeitig heilendes Erinnern. Was erinnert und wie erinnert wird und dass erinnert wird, hat immer großen Einfluss auf die Zukunft.“ In unser tägliches Beten in der Krypta der Gedenkkirche nehmen wir in freien Fürbitten die vielen Anliegen und Nöte von 18 Schwerpunkt Jesuiten n März 2013 n Die Sprache der Steine

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