Jesuiten 2013-1

23 Lebensatem Nicht erst die entvölkerten Gotteshäuser unserer Zeit, die zum Abriss freigegeben oder umgewidmet werden, lassen uns den Aufschrei der Steine spüren. Jesus selbst, der geliebte Sohn, auf dem der Geist Gottes ruht, hat uns das Sinnesorgan dafür geschärft. Er hat den Zauber der Steine und Bauten ein für alle Mal von uns genommen. Der Grund und Boden unseres Glaubens sind nicht die in Stein gehauenen Denkmäler vergangener Großtaten Gottes an seinem Volk Israel, auch nicht ein versteinerter Rückblick auf die Geschichte der Botschaft und Person Jesu, sondern der gegenwärtige Lebensatem Gottes, der uns innerlicher ist, als wir selbst es uns sind. Die Propheten haben es vorweg geahnt, dass Gott uns das Herz von Stein aus unserer Brust reißt und uns ein neues Herz von Fleisch gibt, dass er seinen Geist in uns hinein legt, damit wir lebendig werden. Dass wir nicht ausgetrocknete Skelette, versteinerte Fossile und gekrümmte Untertanen sind, sondern durch Gottes Geist lebendige Wesen mit aufrechtem Gang und ermächtigt, aus den Zeichen der heutigen Zeit zu lernen. Nun ist Jesus mehr als Jona und die übrigen Propheten. Aber indem Jesus von einem anderen Anwalt spricht, sieht er sich selbst als Anwalt auf Zeit. Erst nachdem und weil er von uns gegangen ist, sendet Gott uns seinen Geist als Anwalt für alle Zeit. Dieser wird in uns sein und bei uns bleiben, uns alles lehren und an alles erinnern, was Jesus getan und gesagt hat. Friedhelm Hengsbach SJ Foto: Ursula Engel

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