Jesuiten 2013-2

Mein Europa Meine Reisen haben mich quer durch Europa geführt – von Dublin nach Prag, von Stockholm nach Madrid. Doch gelebt habe ich nur in Deutschland und Frankreich – und „mein Europa“ ist deshalb deutsch und französisch. Als ich 1956 nach Frankreich kam, um Philosophie zu studieren, kam ich mitten in die Erfahrungen internationaler Krisen am Suez-Kanal und in Ungarn (letztere wurde mit intensiven Protesten meiner Kommilitonen gegen den russischen Einmarsch begleitet), aber auch der Perspektive der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, die mit den Römischen Verträgen feierlich begründet wurde. Papst Pius XII. war in den letzten Jahren seines Amtes. Natürlich wurde ich bezaubert von Paris und fand in Chartres den schönsten Ort der Welt. Es war eine offene Welt – aber immer noch beschäftigt und sehr bemüht, nach dem II. Weltkrieg wieder auf die Beine zu kommen. Ich wurde ein europäischer Amerikaner. Zwölf Jahre später kam ich in Münster an, um mein Promotionsstudium bei Karl Rahner zu beginnen. Das Zweite Vatikanische Konzil war gerade erst beendet, Paul VI. hatte seine großartige Enzyklika „Populorum Progressio“ verfasst, und die Horizonte der Kirche wirkten so vielversprechend wie die Horizonte Europas verwirrend. Der Sechs-Tage-Krieg war die erste Erfahrung in meiner neuen Universitätsstadt, und ich fühle heute noch die Schockwellen der folgenden Ereignisse wie der Ermordung Martin Luther Kings und Robert F. Kennedys. Die Theologie in Münster, unter anderem mit J.B. Metz und Walter Kasper an der Fakultät, war nichtsdestoweniger aufregend. Gesegnet war ich mit meiner Stelle als Kaplan in einer wunderbaren Pfarrei, ganz zu schweigen davon, dass ich nicht nur Westfalen, sondern auch das Rheinland, Bayern und Baden-Württemberg, Berlin, Hamburg und – jawohl – die „Romantische Straße“ 4 Schwerpunkt Jesuiten n Juni 2013 n Europa!

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