Jesuiten 2013-3

In den Ostkirchen reicht diese kontemplative Gebetsform zurück bis zu den Anfängen des christlichen Mönchtums in der ägyptischen Wüste (3. Jahrhundert) und findet den Höhepunkt ihrer Praxis und theologischen Begründung auf dem Berg Athos. Durch Nil Sorskij (1433–1508) kam die Übung schon früh vom Athos nach Russland und erlebte vom Ausgang des 18. Jahrhunderts an eine neue Blütezeit, die bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts andauerte. Im Westen ist das Jesusgebet vor allem durch den Kontakt mit der russischen Diaspora bekannt geworden. Zum Kontext dieser Übung gehören eine aufrichtige Gottsuche mit einem gesunden Streben nach Innerlichkeit sowie ein Verbundensein mit dem liturgischen und sakramentalen Leben der Kirche und nicht zuletzt das häufige Lesen der Evangelien. Das Evangelium wird im Geist des Gebetes gelesen und führt wieder ins Beten. Das Gebet wiederum nährt sich von der vorausgegangenen Lesung der Heiligen Schrift, in der das Herz Gottes sich zeigt. In einer Zeit religiöser Desorientierung und starker Verwerfungen im kirchlichen Leben wird es zunächst genügen, wenn jemand bei der aufrichtigen Suche nach Sinn in Jesus von Nazareth die Quelle seines Lebens entdeckt und zu ihr unterwegs bleibt. Peter Köster SJ 17 Jesuiten n September 2013 n Ein Herz grösser als die Welt Caravaggio, Der ungläubige Thomas (1601/2), Neues Palais, Potsdam

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