Jesuiten 2013-3

Jesuitische Herzens-Bildung Zwischen Peinlichkeit und Innerlichkeit Jesuiten und Herz. Aufs Erste erscheint die Verbindung ungewohnt. Selbst wohlmeinende Kenner des Ordens können sich einen Gefährten Jesu leichter als Kardiologen denn als glühenden Apostel des Herzens Jesu vorstellen. Das war einmal anders: In Sachen Herz-Jesu-Verehrung hielten die Jesuiten zeitweise fast so etwas wie eine Art Frömmigkeitsmonopol. Auf den ersten Blick scheint an dieser Stelle etwas verloren gegangen. Oder ist die Innerlichkeit dieser eher persönlichen Frömmigkeitsform jenseits von kitschig-trivialer Überformung wieder dahin zurückgekehrt, wo ihr eigentliches Zentrum liegt? Die Mystik der geistlichen Übungen des Ignatius führt jedenfalls ohne Umwege in diese innerliche Richtung, zu einer diskreten und gleichzeitig konkret-dienstbereiten Christusbeziehung. Weit entfernt von Sentimentalität war und ist die authentische „Andacht“ zum Herzen Jesu ein verlässlicher Weg zu persönlicher Glaubenserfahrung. Das betende Zwiegespräch mit dem Erlöser als Dialog von Herz zu Herz wird zum Erfahrungsort voraussetzungslosen Geliebt-Seins, das wiederum in Taten der Liebe zur konkreten Antwort drängt. Das Zwiegespräch mit Christus am Kreuz ist eine der Schlüsselstellen der geistlichen Übungen. Auch wenn „Herz-Jesu“ als Begriff im Exerzitienbuch nicht vorkommt, so geht es um nichts anderes als einen Dialog der Herzen. Schon das Eröffnungsgebet macht klar: „Seele Christi, heilige mich“. Das Innerste der Person Jesu selbst, soll den Betenden prägen, „damit das Gleiche gespürt wird, was in Christus Jesus ist“. Die Übungen führen auf einem Erfahrungsweg zu einer inneren Erkenntnis Christi (intima cognitio). Geistliche Übungen im Sinne des Ignatius werden nicht als frommes Nach-Denken mit dem Kopf absolviert. Exerzitien sind ein Transformationsprozess, der das Innere nach dem Herzen Jesu bildet. Der Übende selbst wird bereit zur Hingabe und zum Dienst: „Nimm hin, Herr, und empfange meine ganze Freiheit“. In diesem Sinne ist vor aller Rationalität und Studium der Gesellschaft Jesu durch Ignatius eine Herzens-Frömmigkeit ins Stammbuch geschrieben. Herz-Jesu-FrömHerz-Jesu-Frömmigkeit und die Exerzitien leben aus der gleichen Quelle: Jesus Christus. 2 Schwerpunkt Jesuiten n September 2013 n Ein Herz grösser als die Welt

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