Jesuiten 2013-3

Jesuiten und das Herz Jesu Persönliche Statements Biographisch kenne ich die Herz-Jesu-Verehrung aus den besonders gestalteten Gottesdiensten am Herz-Jesu-Freitag, in denen ich auch als angehender Ministrant schon bald den Weihrauchdienst übernehmen durfte. Daher war dieser erste Freitag im Monat bereits in meiner Kindheit aus dem Alltag herausgehoben. Inzwischen fällt mir an vielen sakralen Darstellungen und Abbildungen das besonders gestaltete Herz Jesu auf. Manchmal ist es von Nägeln durchbohrt, manchmal von Flammen umgeben, manchmal an einer für mich zu kitschigen Jesusstatue angebracht. Immer aber erinnert es mich an die zentrale wie geheimnisvolle Botschaft des Christentums: Gott ist leibhaftig Mensch geworden. Er ist nicht abstrakte Liebe geblieben, sondern er hat in Jesus ein Herz aus Fleisch und Blut und mit diesem Freud und Leid bis hin zum Kreuz erlebt. Jesus war ein Mensch wie wir und gleichzeitig unendlich viel mehr. Das Herz Jesu ist für mich Symbol, mein Herz, mein Leben von Gott erfüllen zu lassen, dabei fest im Hier und Jetzt zu stehen und gleichzeitig auf eine viel größere und weitere Wirklichkeit vertrauen zu dürfen. Hans-Martin Rieder SJ Ein Herz-Jesu-Bild hing in unserer Familie nicht. Die unübersehbaren Herz-Jesu-Darstellungen hatten nichts Einladendes. Die Anti-Kitsch-Welle, die damals über den deutschen Sprachraum hinwegrollte (bei Reisen in andere Länder vermissen wir sie meist), hielt uns von zu viel Herz-Jesu ab. Nahe lag immer der verpönte Reim: Herz – Schmerz. Dass auf die Darstellungen des „süßesten Herzens Jesu“ das nüchternruhige Jesusbild von Leo Samberger folgte, empfanden wir als Befreiung. Die Ablehnung bezog sich nicht auf das Gemeinte der Herz-Jesu-Verehrung, sondern auf Darstellung und Ausdrucksweise. Verdächtig freilich blieb „die große Verheißung“, die große Gnaden in der Sterbestunde verspricht, wenn man an neun Herz-Jesu-Freitagen hintereinander die Sühnekommunion empfängt. Diese Verheißung schrammt ja gefährlich am Aberglauben entlang. In Innsbruck war dann alljährlich als Kehrvers zu hören: So „geloben wir auf’s neue, Jesu Herz, dir ew’ge Treue.“ Damit konnte in Tirol der Zusammenhalt gegen die glaubensbedrohenden Truppen Napoleons beschworen werden; aber heutzutage klingt das angeschwächelt. Wer darf sich denn trauen, im Brustton der Überzeugung so zu unserem Herrn Jesus Christus zu sprechen? Das viel bescheidenere „Meister und Herr“ der Apostel steht uns eher zu. Peter Leutenstorfer SJ 5 Jesuiten n September 2013 n Ein Herz grösser als die Welt

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