Jesuiten 2013-3

Das Herz – mehr als nur eine Pumpe Von unseren inneren Organen ist das Herz das Organ, welches wir jeden Tag spüren können. Seine Aktivität spiegelt unseren Gemütszustand wider und verrät uns, ob wir traurig und müde oder verliebt und heiter sind. Es arbeitet ruhig, wenn wir entspannt sind, und steigert seine Leistung, wenn wir uns anstrengen. Als es zum ersten Mal schlug, war unser Körper ein millimetergroßer, winziger Zellhaufen, und es arbeitet seitdem Tag und Nacht für uns. Kein anderes Organ ist so lebenswichtig und vital und erlebbar wie das Herz. Imposant ist seine absolute Zuverlässigkeit mit einem verschleiß- und wartungsfreien Betrieb über 70, 80, ja 100 Jahre. Anatomisch gesehen ist das Herz letztlich nur ein kräftiges, 300 Gramm leichtes Muskelpaket von der anderthalbfachen Größe einer geballten Faust, welches in rhythmischer Folge ungefähr 60mal in der Minute, 100.000mal jeden Tag und somit in einem durchschnittlichen Leben fast 3 milliardenmal schlägt. Dabei befördert es rund 5 Liter Blut pro Minute oder 7.000 Liter pro Tag durch unseren Körper. Das Herz liegt im Brustkorb in einem Sack aus Bindegewebe zwischen den beiden Lungenflügeln etwas nach links versetzt, schräg hinter dem Brustbein. Es besteht aus zwei im gleichen Takt schlagenden Pumpen, die durch die Herzscheidewand voneinander getrennt sind. Die rechte Herzhälfte pumpt sauerstoffarmes Blut in den Lungenkreislauf, wo es mit Sauerstoff angereichert wird. Von dort gelangt es in die linke Herzhälfte, welche das sauerstoffreiche Blut über die Hauptschlagader in den Blutkreislauf befördert. Sämtliche Körperzellen werden so mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Neben dem Herzmuskel spielen die Herzklappen in diesem komplizierten System eine tragende Rolle. Sie regeln den Blutfluss im Herzen, indem sie das Blut in die richtige Richtung lenken und ein Zurückfließen verhindern. Die exakte, millisekundengenaue Choreographie dieses Systems regelt eine komplexe Schaltzentrale aus Erregungsbildungszentren im Herzen, die alle Herzaktionen autonom ordnet. Die Bedeutung des Herzens für die Menschen geht aber weit über die reine Organfunktion hinaus. Im Alten Testament findet das Herz Erwähnung als Ort von Verstand, Einsicht und Gewissen, aber auch von Schmerz und Freude. Auch in der heutigen Zeit, mehr als 350 Jahre nach der Entdeckung seiner eigentlichen Funktion für den Blutkreislauf durch William Harvey, hat das Herz für viele Menschen eine besondere Bedeutung, insbesondere in der Symbolik. So grüßen wir andere von Herzen, schließen jemanden in unser Herz, lieben von Herzen und lassen uns das Herz brechen. Wenn das Herz krank ist, leidet der ganze Körper des Menschen – und seine Seele. 6 Schwerpunkt Jesuiten n September 2013 n Ein Herz grösser als die Welt

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