Jesuiten 2014-1

Zachäus im Mediendorf Die Zachäusgeschichte enthält zwei Momente, die unserer postmodernen, relativistischen Kultur besonders fremd sind: Erstens scheint sich Zachäus nach einer wahreren Dimension zu sehnen jenseits dessen, was er hat oder selbst schafft, und das trotz seines materiellen Reichtums. Zweitens wird er verändert in der Begegnung mit Christus, wo er so etwas wie eine erste Exerzitienwoche erlebt. In diesem Licht erfährt er Jesus, nicht als Moralverkünder, sondern als das menschgewordene Wort Gottes. In dieser Begegnung werden Zachäus seine eigenen Sünden klar. Von der Barmherzigkeit Jesu angesprochen kann er sie verlassen und seine Opfer entschädigen. Eine Hauptbotschaft unserer heutigen Medien liegt darin, dass materieller Reichtum und Ruhm an sich das Glück sind. Ja, „Als die Leute das sahen, empörten sie sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt. “ (Lukas 19,7) Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Kunde. Bald hat sie die ganze Stadt erreicht. Alles ist in Aufruhr. Die rechtschaffenen Leute können da nur den Kopf schütteln. Sie zerreißen sich das Maul. „Das ist doch die Höhe. Über wen der beiden man sich mehr aufregen muss, diesen Zachäus mit seiner Dreistigkeit oder Jesus mit seiner Unbedarftheit? Auf alle Fälle: das ist der Gipfel! Skandal!“ Es geht hoch her. „Da war doch diese Geschichte mit Jesus in der vergangenen Woche… Ich wusste ja immer schon und auch meine Verwandten sagten bereits damals schon: Kann denn aus Nazareth etwas Gutes kommen? Recht hatten sie…“ „Und auch dieser Zachäus! War da nicht vor kurzem erst zu lesen…“ Voll Unmut ruft einer vom Balkon: „Verbieten sollte man diese Wanderprediger. Nichts als Unruhe bringen sie… Und diese Zöllner gleich dazu. Lumpenpack, Gesindel…“ „Gut, dass wir nicht dazugehören“, meint eine fromme Seele. „Einfach enttäuschend! Also, dieser Jesus, der kann mir gestohlen bleiben. Wie gut, dass ich ein anständiger Mensch bin und nicht so wie dieses Pack. Und dann wollen sie auch noch unsere Vorbilder sein und verkehren mit solchen Leuten. Wo sind wir nur hingekommen? Aber mal ganz ehrlich: Wir wussten das doch immer schon.“ Zachäus erfährt Jesus nicht als Moralverkünder, sondern als das menschgewordene Wort Gottes. 14 Schwerpunkt Jesuiten n März 2014 n Zachäus

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