Jesuiten 2014-1

darin liegt die größte „Honour“ der Zeit, immer wieder dargestellt und angebetet zu werden. Darüber hinaus darf ein jeder selbst das Richtige und Falsche in seiner „eigenen Welt“ definieren. Es scheint, dass wir in Bezug auf unser Verhalten immer das Richtige tun und nichts verändern müssen, solange wir selbst zufrieden sind. Gleichzeitig wird immer mehr von unserem menschlichen Handeln in all seiner Nacktheit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, als Unterhaltung für andere und nicht selten in Form von „Shame“. RealityShows im Fernsehen sind ein konkretes Beispiel. Das Publikum wird unterhalten und die Medien verdienen Geld, wenn Menschen von Reichtum und Ruhm angezogen dazu angeregt werden, sich selbst und andere offen zu erniedrigen. Noch ein typisches Beispiel aus meiner Heimat Schweden. Vor ein paar Jahren sangen eine berühmte Sängerin und ein bekannter Sänger ein Duett in einem populären Fernsehprogramm. Die Medien hatten lange vorher darüber geklatscht, dass beide miteinander außerhalb ihrer Ehe ein Verhältnis hätten. Vor dem aktuellen Auftritt waren die Medien mit schlecht verstecktem Spott über diese alte, angebliche Geschichte gefüllt. Hätte hingegen jemand einen Artikel über das Phänomen Untreue als etwas moralisch Verwerfliches geschrieben, das der menschlichen Würde widerspricht, hätte es Ärger erregt. „Das kann man nicht so allgemein sagen! Das ist eine Privatsache! Viele moderne Paare wollen es so haben!“, hätte es aus einflussreichen Medien geheißen. Im Namen der „Shame“ in der Unterhaltung zu moralisieren und gleichzeitig der Moral Widerstand zu leisten, ist grausam und riskiert, viele in eine falsche Lebensrichtung zu führen. Es gibt aber eine Logik: Aufgrund abwesender, moralischer Wahrheiten können wir ja miteinander umgehen, wie wir wollen. Wenn für ihn die Standards des heutigen Mediendorfes gegolten hätten, wäre Zachäus dann überhaupt auf den Maulbeerfeigenbaum gestiegen? Wäre er nicht eher in seiner selbstkonstruierten Blase von Sinn und Moral geblieben – vielleicht ab und an verrissen vom Getratsche der Menschen, die Unterhaltung suchen? Hätten wir dann von seiner Bekehrung und Rettung gehört? Thomas Idergard Was wäre, wenn damals schon die Standards der modernen Medien gegolten hätten? 15 Jesuiten n März 2014 n Zachäus

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