Jesuiten 2014-1

„Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück.“ (Lukas 19,8) Die Begegnung mit Jesus hat für Zachäus viel verändert. Keine Abwertung, Bloßstellung, Verurteilung… Nichts davon ist geschehen. So kann auch er mit neuen Augen auf sein Leben blicken. Die Menschen, die Geschichte mit ihnen und seine Zukunft erscheinen in einem neuen Licht. Es ist, wie es ist, aber es muss nicht so bleiben, das entdeckt Zachäus für sich. Und er kann etwas ändern, er, der Kleine, Verachtete von damals. Heute hat er Achtung und Rückgrat, der Mann mit dem großen Herz… Wiedergutmachung „Lasst uns schauen: dankbar rückwärts, liebevoll seitwärts, mutig vorwärts und gläubig aufwärts“ – um versöhnt leben zu können, braucht es diese vier Blickrichtungen: Dankbar rückwärts: Stellen Sie sich vor, Sie könnten Ihre „Life-Line“ bei Facebook noch einmal neu schreiben und alles, was sich in der Realität als Luftnummer erwiesen hat, auslöschen. Oder Ihr Leben wäre auf einer Schultafel aufgeschrieben und Sie hätten die Möglichkeit zu löschen, was Ihnen nicht passt. Wenn Sie nichts löschen, weil alles zu Ihnen gehört, wie es ist – dann sind Sie mit Ihrer Biographie versöhnt. Liebevoll seitwärts: Da entdecken Sie Ihre Freunde und Feinde, die wichtigen und nahen Menschen und die, die Sie verletzt und die Ihnen geschadet haben. Versöhnt sind Sie, wenn Sie keinen Groll mehr hegen. Das bedeutet nicht, dass Sie alle lieben „müssen“. Ich soll meinen Nächsten lieben „wie mich selbst“, aber nicht „mehr als mich selbst“. Mutig vorwärts: Versöhnte Menschen schauen nicht in erster Linie und auch nicht mehr übermäßig auf ihre Fehler und Schwächen. Sie sehen ihr Leben als eine Aufgabe an, die es zu bewältigen gilt. Sie stellen sich realistischen Herausforderungen, an denen sie wachsen können. Sie versuchen auch nicht mehr ängstlich, Fehler zu vermeiden, weil sie wissen: Wenn sie durch den Schlamm gehen, können sie nicht vermeiden, ein paar Spritzer abzubekommen. Gläubig aufwärts: Versöhnte Menschen sind dankbar. Hinter der Dankbarkeit für ihr Leben erahnen sie Gott als den Urheber alles Guten. Es gelingt ihnen, ihr gesamtes und vollständiges Leben mit Gott in Berührung zu bringen. Sie haben sich davon verabschiedet zu meinen, sie könnten die unlösbaren Rätsel des Lebens irgendwann einmal lösen. Ihr Leben ist erfüllt von der Kraft für das Gute und stark in seiner Ausrichtung auf die Ewigkeit. Hermann Kügler SJ 16 Schwerpunkt Jesuiten n März 2014 n Zachäus

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