Jesuiten 2014-1

„Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist. “ (Lukas 19,9f) Zachäus ist das Heil geschenkt worden, der Blick Jesu hat ihn heil gemacht und ihm Versöhnung geschenkt. Aber das Evangelium berichtet uns nichts vom Tag danach. Was passiert in dem Moment, wenn das Fest vorbei ist, wenn die großen Gefühle sich legen und der Alltag zurückkehrt? Der Tag danach Variation 1 Die ganze Nacht über geisterten Fetzen des vergangenen Tages durch Zachäus’ Traum. Wie gerädert erwachte er durch Stimmen vor seinem Haus. Die ersten Händler hatten sich bereits am Zoll versammelt und schimpften lautstark. Rasch stand Zachäus auf und eilte hinaus. Irgendwie ging es nicht ganz so. Die Worte, die Begegnung… Doch das Kreischen eines alten Marktweibes holte ihn zurück. So begann er seine Arbeit. Ab und an tauchte noch ein Bild von gestern auf. Doch je weiter der Tag voranschritt, desto mehr kam er zur Überzeugung, dass irgendjemand ja diese Arbeit machen musste. Und wenn er es nicht tat, dann ein anderer. Er hatte so viel für diesen Posten investiert. Dass er bei diesem Beruf auch noch gut verdiente, das konnte nur recht sein, bei all dem Ärger, den er mit diesem „Gschwerl“ den ganzen Tag über hatte. Claus Pfuff SJ Variation 2 Als Zachäus aufwachte, war er immer noch Zöllner. Er frühstückte mit seiner Frau. Sie setzte um der Familie willen alles daran, dass ihr Mann in seiner Begeisterung für diesen Wanderprediger nicht überschnappte. Doch als Zachäus dann den schweren Schlüssel ins Schloss des gut gesicherten Zollhauses stecken wollte, schoss es ihm durch den Kopf: Die Hälfte des Besitzes den Armen! Das zuviel Verlangte vierfach zurück! – Das hatte er Jesus versprochen. Aber dann könnte er gar kein Zöllner mehr sein. Er würde das System sprengen! Und schon kamen ihm Einwände: Wer sind denn die Armen? Wie finde ich die, denen ich etwas zurückgeben soll? Zachäus setzte sich in den Schatten vor seine Tür. Auf einmal sah er seinen Nachbarn. Lange hatte er nicht mehr auf diesen einfachen Mann geachtet, der keine Zölle zahlen musste. Bernhard Knorn SJ 17 Jesuiten n März 2014 n Zachäus

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