Jesuiten 2014-1

Vom Anfangen und Aufhören Geistliche Übungen brauchen ein Anfangen, aber auch ein Aufhören. Ignatius nennt das „festgesetzte Zeiten“. Das klingt eigentlich selbstverständlich und kinderleicht, aber viele Menschen haben damit mehr und mehr Schwierigkeiten. Möchte man sich eine Zeit für sich selbst und für Gott nehmen, dann heißt es, andere Dinge auszuschalten. Man muss also bewusst einen Anfang setzen. Damit überlasse ich nicht mehr das Feld allen anderen, die sich in meine persönliche Zeit einmischen, bewusst oder unbewusst. Ich entscheide selbst, wer Herr über meine Zeit ist, und damit auch über meine Gedanken, Impulse, Tätigkeiten und Verbindungen. Es sind letztlich kleine Freiheitsübungen. Wer bereits an dieser Stelle versucht, Klarheit zu schaffen, wird entdecken, wie mühsam das ist. Jeder, der sich darauf einlässt, einen bewussten Anfang zu setzen, wird entdecken, wie viel dem innerlich und äußerlich entgegensteht. Das gilt genauso für das Aufhören. „Festgesetzte Zeit“ heißt ja, dass man selbst entscheidet, wie lange eine Besinnungszeit dauern soll. Es ist aber notwendig, den Zeitpunkt vor Beginn festzulegen. Denn wie oft ist man versucht, auf die Uhr zu schauen oder vorher aufzuhören, weil es ja doch nicht so viel bringt! Viele innere Impulse wollen einen von dem, was man entschieden hat, wegbringen. Legt man den Zeitpunkt des Aufhörens nicht fest, kann es zum Gegenteil von dem führen, was man sich vorgenommen hat. Ich habe erlebt, dass Menschen in Exerzitien am liebsten nicht mehr aufhören wollten. Sie wollten lieber in den schönen Betrachtungen und Gebeten verweilen. Aber es führt dann dazu, dass alles ineinanderfließt – die Gebetszeit, die Erholung, die Konzentration und die Früchte dieser Gebetszeit. Anfangen und Aufhören geben eine deutliche Struktur. Das gilt nicht nur für Exerzitien, sondern auch für Alltagssituationen. Ich entdecke bei mir selbst, wie es die Konzentration auf eine Sache oder einen Menschen fördert, wenn ich dem Leben eine Struktur gebe. Ich trete bewusst aus einer Tätigkeit heraus und schließe sie ab. Ignatius nennt diese Weise „sich absondern“, und das heißt „sich trennen“. Hans Urs von Balthasar übersetzt das Wort mit „sich abscheiden“, in die „Abgeschiedenheit“ gehen. Ignatius beschreibt mehrere Vorteile in seinem Exerzitienbuch: „Er (d.h. der oder die Übende) gebraucht seine natürliche Fähigkeit freier, um mit Eifer zu suchen, was er sich wünscht.“ Und: „Je mehr sich unsere Seele allein und abgesondert findet, umso geeigneter wird sie, sich ihrem Herrn und Schöpfer zu nähern und zu ihm zu kommen.“ (EB Nr. 20) Es klingt paradox, aber es ist wahr: Wenn ein Mensch aus der alltäglichen Kom- 22 Jesuiten n März 2014 n Zachäus Geistlicher Impuls

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