Jesuiten 2014-2

Jesuiten und die Reformation im 16. Jahrhundert: Peter Faber Kann meine Arbeit im Deutschen Reich nachhaltig erfolgreich sein? Peter Faber (1506–1546), der im Dezember 2013 von Papst Franziskus heiliggesprochene Jesuit, stellte sich diese modern anmutende Frage immer wieder. Mit der Unterscheidung der Geister, die er vom Hl. Ignatius gelernt hat und die ihm half, seiner von Fragen geplagten Seele Frieden zu verschaffen, konnte er der schmerzlichen Situation der Kirchenspaltung und der Konfrontation zwischen Katholiken und Protestanten standhalten. Es gab durchaus Momente, an denen er niedergeschlagen und tief bestürzt war. Trotz allem wollte er lieber im kalten Deutschland als im warmen Spanien arbeiten. Die Meinung des Nächsten retten, seine Sicht der Dinge zu verstehen versuchen und dann erst Stellung beziehen: das hatte Faber aus den Exerzitien gelernt, und er lebte es wie kein Zweiter. Dennoch zögerte er nicht, die Gefolgsleute des Reformators als „Luther-Sekte“ zu bezeichnen. Er warf den kaiserlichen Städten vor, sie hätten den Eifer und ihre frühere Liebe vergessen. Gleichzeitig rät er in den Anweisungen für den Umgang mit Protestanten, die er seinem Gefährten Diego Laínez im März 1546 sandte, ihnen mit Liebe zu begegnen, denn sie hätten „das gute Gespür, nicht aber den guten Glauben“ verloren. Faber war nach dem Urteil des Hl. Ignatius der begabteste Exerzitienbegleiter. Aus den Exerzitien übernahm er eine weitere wichtige Grundhaltung: die Regeln zum Fühlen mit der Kirche. Mit viel Gespür, und zwar bevor das Konzil von Trient in den schwierigen theologischen Streitfragen der Reformation Stellung bezog, geben jene Regeln vor, wie man beim Sprechen und Predigen vorsichtig und ausgewogen vorgehen soll: Nicht mit Nachdruck über Rechtfertigung, Prädestination, Glaube und Gnade sprechen, weil sonst der freie Wille und die guten Werke – also die Wertschätzung für den menschlichen Beitrag zur Umsetzung des Reiches Gottes – darunter leiden. In Speyer lernte er Johannes Cochläus kennen, aus dessen Feder jenes biographische Bild von Luther geflossen ist, das am stärksten eine kritische und verdrehte Sicht auf Luther geprägt hat. Der berühmte Theologe machte bei Faber die Exerzitien, und es ist bezeichnend, wie Cochläus in einem Brief erinnert, dass der Jesuit aus Savoyen von ihm verlangte, nicht in dieser erbitterten Feindschaft zu verharren. Sie haben nicht den guten Glauben verloren. 10 Schwerpunkt Jesuiten n Juni 2014 n Ignatius und Luther

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