Jesuiten 2014-2

Er versuchte, ihm eine freundliche Einstellung beizubringen, gemäß dem oben erwähnten Vorsatz. Das Klischee des Ignatius als Anti-Luther förderte wenige Jahre später allerdings Pedro de Ribadeneira in seiner Ignatius-Biographie. Wie zunächst Cochläus, sparte er nicht mit Schmähungen gegen den Reformator und die Protestanten. Peter Faber rang in seinem Inneren mit zwei gegenläufigen Kräften: Zum einen war er sich sicher, dass die Wege der Protestanten falsch waren; er und die ersten Jesuiten waren der Ansicht, die Reformation sei eine Folge verkommener Lebensführung im Klerus und kirchlichen Amtsmissbrauchs. Zum anderen bemühte er sich um einen wertschätzenden Blick und eine wohlwollende Einstellung gegenüber allen Personen und ihren Beweggründen. Von daher kommt sein aufrichtiges Gebet für den Kaiser, für Luther, Melanchthon, Bucer, für Süleyman, Heinrich VIII. oder für die Städte Wittenberg und Genf. Ohne Zweifel liegt hier ein Keim jener geistlichen Ökumene verborgen, die das Ökumenismusdekret des II. Vatikanums vor Augen hat, wenn es nachdrücklich die persönliche Umkehr und das Gebet fordert (UR 8). Dennoch ist die Haltung des Konzils noch weit davon entfernt, Luther als Glaubenszeugen anzuerkennen, der sich innerlich tief von jener großen Frage bewegt fühlte: „Wie finde ich einen barmherzigen Gott?“ Ist das nicht derselbe barmherzige Gott, den Faber im dichten Nebel dieser schweren Kirchenkrise des 16. Jahrhunderts suchte? Santiago Madrigal SJ 11 Jesuiten n Juni 2014 n Ignatius und Luther © SJ-Bild / Müller Gelübdefeier des Ignatius und der ersten Gefährten auf dem Montmartre in Paris (1534) Gemälde von Konrad Baumeister 1881

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