Jesuiten 2014-2

existenziellen Lebenskrisen. Auf der anderen Seite der schlachtenerprobte und machtbewusste Offizier. Den Protestantismus betrachtete Ignatius als „Gift“ und „Krebsgeschwür“. Darunter haben nicht nur die verfolgten Waldenser gelitten. Auch andernorts ging der katholische Roll-Back der Jesuiten Hand in Hand mit massiven staatlichen Repressionen. Der Schwefelgeruch der Protestantenfresser ist spätestens seit Karl Rahner verflogen. Aber wie ökumenisch sind die Jesuiten wirklich? Gibt es ein vorbehaltsloses Ja zu kirchlicher Pluralität, die sich nicht dem Diktat Roms unterwirft – so freundlich Herr Bergoglio auch erscheinen mag? Der ignatianische Gehorsamsgedanke bleibt für mich zutiefst befremdlich: „Wir sollen uns dessen bewusst sein, dass ein jeder von denen, die im Gehorsam leben, sich von der göttlichen Vorsehung mittels des Oberen führen und leiten lassen muss, als sei er ein toter Körper“. Mir ist klar, dass sich Jesuiten durchaus zu ‚Widerspruch aus Loyalität‘ verpflichtet fühlen – und dass Ignatius die Dialektik von Freiheit und Bindung kannte. Aber als Protestant erscheint mir Gehorsam doch mindestens genauso sehr als Laster wie als Tugend. Dann lieber Luther: „Ich bin gefangen an dem Wort Gottes, weil wider das Gewissen zu handeln beschwerlich, unheilsam und gefährlich ist.“ Christoph Picker 5 Jesuiten n Juni 2014 n Ignatius und Luther © SJ-Bild / Müller © SJ-Bild / Müller Ignatius-Handschrift, Generalskurie Rom Ignatius in Manresa. Gemälde von Sebastino Conca (um 1750) Universität Salamanca

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