Jesuiten 2014-3

Radikales Lagerdenken Gegen Muslime und den Islam hetzen, Homosexuelle schmähen, „Gutmenschen“ verächtlich machen; den Holocaustleugner Williamson als Helden feiern; Gedenkveranstaltungen für Rudolf Hess medial unterstützen – all das und vieles mehr war <kreuz.net>, jene „katholisch“ sich nennende Plattform, die am 2. Dezember 2012 vom Netz ging. Die Plattform <kreuz.net> war bis in höchste katholische Kreise hinein vernetzt, denn sie war auch immer bestens informiert über Vorgänge und Personalien in der römischen Kirchenleitung. Ein „kleiner Fisch“ flog 2012 auf, ein dem „Netzwerk katholischer Priester“ nahestehender Kleriker der Diözese Mainz, der nach einer Entschuldigung bei seinem Bischof – nicht bei den von ihm Verleumdeten und Verhöhnten – mit einem blauen Auge davon kam. Die größeren Fische, auch die „katholischen“, tummeln sich inzwischen in anderen Netzwerken. Eigentlich passt braun und katholisch nicht zusammen. Der braune Spuk in <kreuz.net> aber ging einher mit einer kirchenpolitischen Agenda: Die römisch-katholische Kirche wurde als „Konzilssekte“ bezeichnet – im Visier war also das Zweite Vatikanische Konzil. Die Hass-Sprache gegen das Konzil fand innerkirchlich durchaus auch Anklang: Endlich konnte die Ablehnung von Liturgie-Reform, Ökumene, interreligiöser Begegnung, Anerkennung der Demokratie mit Zitaten aus <kreuz.net> benannt werden, ohne „politisch korrekt“ formulieren zu müssen. Klammheimlich zustimmend konnte man miteinander über die verächtlichen Formulierungen lachen. Es muss nicht immer so offensichtlich rechtsextremistisch zugehen wie bei <kreuz.net>. Es reicht auch, wenn man sich als Brückenmedium in die rechte Szene zur Verfügung stellt, ohne selbst offen rechtsextremistisch zu sein, zum Beispiel dadurch, dass man auf katholisch sich nennenden Blogs hetzenden Leserkommentaren breiten Raum zugesteht, während man andere Stimmen von vorneherein abblockt. Oder man macht sich zu einem Brückenmedium zu einem Brückenmedium. Auf der Internet-Seite <kath.net> wird immer wieder für die Berliner Wochenzeitung „Junge Freiheit“ geworben, die ihrerseits mit bürgerlichintellektuellem Anstrich (Bezugsgrößen: Oswald Spengler, Ernst Jünger und Carl Schmitt) eine Brücke aus dem bürgerlichen Milieu in die rechtspopulistische Parteienszene bildet. Im Bündnis gegen die Ideologie der „Political Correctness“ gibt man auch gerne mal Leuten wie Stefan Herre, dem Gründer und Betreiber des islamfeindlichen Hetzportals „Politically incorrect“, Platz; er durfte jahrelang mit einem sympathischen Interview auf <kath.net> präsent sein. Die Christentumsfeindlichkeit der säkularen Rechten wird in solchen „katholi- 16 Schwerpunkt Jesuiten n September 2014 n Radikal

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