Jesuiten 2014-3

schen“ Medien in der Regel nicht thematisiert, solange es gegen die gemeinsamen Feinde geht: „Political Correctness“, „Gender-Ideologie“, und so weiter. An der Wurzel dieser Form von „Katholizismus“ steht die plumpe Freund-Feind-Unterscheidung. Sie wird „radikal“ durchgezogen. Vernunft, Sprachwitz und Bildung haben instrumentellen Charakter: Sie dienen der Durchsetzung der vorausgesetzten Lagerlogik. Diskurs ist Machtkampf, „Dialog“ in der Kirche wird verachtet. Kritik wird als Verfolgung erlebt, Zurückweisung von Beleidigung als Bestreitung der Meinungsfreiheit. Papsttreu ist man nur so lange, wie man in päpstlichen Äußerungen dieselbe Lagerlogik zu erkennen meint wie die eigene. Die Anderen außerhalb des eigenen Lagers werden mit der Lagerbrille gesehen; so bestätigen die „Feinde“ immer wieder das Feindbild. Die gefährlichsten Gegner sind die Abtrünnigen aus den eigenen Reihen, die Abgefallenen, Verräter und Nestbeschmutzer. Mit „katholisch-sein“ hat solche Radikalität nichts zu tun. Das Evangelium durchbricht die Lager-Unterscheidung zwischen „wir“ und „die“ an der Wurzel. Ein Blick in die Apostelgeschichte genügt, um das zu begreifen. Klaus Mertes SJ 17 Jesuiten n September 2014 n Radikal © fotolia/Wolf

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