Jesuiten 2014-3

Von der Großmut G.K. Chesterton hat 1923 ein wunderbares Buch über den Hl. Franz von Assisi geschrieben. Ich glaube, er hat ihn lange beobachtet, in seinen Gesten, seinen Handlungsweisen und Haltungen. Chesterton macht einen Zug im Wesen des Franziskus aus, nämlich die Courtoisie oder Noblesse. Er meint sogar, dass Franz auch in seiner größten Armut und Armseligkeit nie etwas abgelegt hätte, nämlich seine feinen Manieren. Im Erzählen des Lebens dieses Mannes von Assisi entfaltet sich, was damit gemeint ist: Franz begegnete den Vögeln des Himmels und den Tieren im Wald mit Ehrerbietung. Er muss mit einer feinen Höflichkeit den Menschen gegenüber getreten sein, in Achtung ihrer Würde und Größe. Es soll keinen Menschen gegeben haben, der nicht sein wohlwollendes Interesse an ihm und seinem Innern gespürt hätte. Courtoisie meint also nicht nur Wohlwollen; Barmherzigkeit ist auch zu wenig. Chesterton meint „höfische Manieren” damit, aber nicht am Hofe vor einem König, sondern eine Einstellung, wo ein Mensch, Franz, umgeben ist von lauter Königinnen und Königen. So sah er die Menschen an, die Geschöpfe Gottes sind. Eine einzige Gebärde gab den Menschen ihre Selbstachtung wieder – im Gegensatz zu „Philanthropen” oder „Wohltätigkeitsbeamten” eines großartig organisierten „Sozialsystems”. In seinen Armen bekam Leben, was eigentlich tot war – so in Greccio beim Weihnachtsspiel. Chesterton entdeckt noch mehr beim hl. Franz, z.B. die Courage, die auch vom Wort her mit „currere“, „rennen” zu tun hat, also ein rasches, energisches Handeln zeigt, eine Schnelligkeit, mit der Franz dem Bettler nachrannte. Er sei wirklich ein „wanderndes Feuer” gewesen. Courtoisie – Noblesse und Großmut scheinen auf den ersten Blick nicht zusammen zu passen. Aber sie haben die gleiche Quelle, nämlich die Wahrnehmung der unfasslichen Weite Gottes. Ignatius schreibt im Exerzitienbuch (Nr. 5): „Für den, der die Übungen empfängt, ist es sehr nützlich, mit Großmut (grande animo) und Freigebigkeit (liberalidad) gegenüber seinem Schöpfer und Herrn in sie einzutreten, indem er ihm sein ganzes Wollen und seine ganze Freiheit anbietet, damit seine göttliche Majestät sich sowohl seiner Person wie alles dessen, was er hat, entsprechend ihrem heiligsten Willen bediene.“ Großmut, ein weites Herz und Großzügigkeit wachsen aus dem Blick auf die Geschöpfe und die Schöpfung, weniger 22 Jesuiten n September 2014 n Radikal Geistlicher Impuls Franz und Ignatius gingen durch die gleiche Seh-Schule Gottes.

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