Jesuiten 2014-3

ließen ihn verstehen, dass sein großes Verkündigungsprojekt sich nur realisieren lässt, wenn auch seine Jünger bereit sind, mit dem kulturellen Beziehungssystem ihrer Zeit zu brechen. Studiert man aufmerksam die Tradition dieser radikalen Aussagen Jesu, so bemerkt man allerdings auch, dass die Mehrheit von ihnen sich an die jüngste Generation richtet (z.B. Mk 1,19-20; Lk 9,57-59; Lk 14,26). Diese Tatsache hilft zu verstehen, dass die Radikalität des Rufes in die Nachfolge nur adäquat vor dem Horizont der Zukunft her verstanden werden kann, der nichts anderes ist als die Verheißung des unmittelbaren Anbrechens der Herrschaft Gottes. Was die Radikalität des Rufes Jesu in die Nachfolge motiviert und erklärt, ist somit das Erstaunen und die Begeisterung über das definitive Eingreifen Gottes in die Geschichte. In Jesu Worten findet sich weder eine allgemeine Ablehnung der Familie, noch drückt sich in ihnen das Ideal einer beziehungsfeindlichen Askese aus. Im Gegenteil: In anderen Worten Jesu begegnet uns eine positive Wertschätzung der Familie (Mk 10,1-10). Woran uns die radikalen Aussprüche Jesu mahnend erinnern, ist folgendes: Das Verkündigungsprojekt Jesu relativiert jedes unserer anderen Projekte und sollte oberste Priorität im Leben eines Jüngers haben. Santiago Guijarro 5 Jesuiten n September 2014 n Radikal © fotolia/Mirscho Die freudige Nachricht des unmittelbaren Anbrechens der Herrschaft Gottes verkünden.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjIwOTIwOQ==