Jesuiten 2014-3

Sie besteht in dem Wunsch, den Weg zu gehen, den Christus geht, und sich ihm dadurch ganz konkret und persönlich zu nähern. Die Liebe zu einer Person, selbst zu Christus, darf keinesfalls bedeuten, dass ich mich ohne Rücksicht auf meine eigene Person in der Beziehung zu ihm völlig ihm angleiche und mich dafür selbst kaputtmache. Es gibt aber die tiefe Sehnsucht, meinem Geliebten möglichst ganz nahe und für ihn da zu sein. Daher ist die dritte Demutsweise ausdrücklich eine Vorliebe für den Gekreuzigten, nicht für das Kreuz. Dieses Paradoxon wird in den Exerzitien immer wieder deutlich. Demut besteht darin, die eigenen Schwächen, das eigene Kreuz nicht zu leugnen, sondern in ihnen die Berufung und das Heil Gottes zu erkennen und anzunehmen. Ein Leben ohne Mängel, Einschränkungen, Konflikte und Verletzungen gibt es nicht. Gott beruft daher die Schwachen, und zwar in ihren Schwächen. Der Wunsch, mit Christus gedemütigt zu werden, „ihn mehr nachzuahmen“ (EB 168), ist daher ein „magis“ gegenüber der Indifferenz. Es besteht in der Vorliebe für den Weg Christi, in Form von Armut, Beleidigungen und Schmähungen. Diese Vorliebe ist radikal. Sie ist identisch mit Demut und als solche, paradoxerweise, Höhepunkt menschlicher Freiheit. Matthias Alexander Schmidt 7 Jesuiten n September 2014 n Radikal © fotolia/Fälchle

RkJQdWJsaXNoZXIy MjIwOTIwOQ==