Jesuiten 2014-4

13 wird er offen für eine neue Begegnung mit dem barmherzigen Gott. Seine ursprüngliche Idee eines Lebens als Aszet erweist sich als undurchführbar. Diese Idee aufgeben zu müssen, wird zu einem wichtigen Lernschritt im geistlichen Leben. Als der Pilger in Jerusalem angekommen ist und dort bleiben will, gebieten ihm die dortigen religiösen Autoritäten seine Rückkehr. Aber entsprach es denn nicht dem Willen Gottes, dass er im Heiligen Land leben soll? Immer mehr geht Íñigo auf, dass die Nachfolge Christi nicht darin besteht, sich an den Orten aufzuhalten, an denen der Herr einst gelebt hat, sondern das zu tun, was dieser getan hat, nämlich „den Seelen zu helfen“. Dafür bedarf es theologischer Bildung; und so beginnt sich ein religiöser Vagabund in einen zielstrebigen Studenten zu verwandeln. Es folgen weitere Augenblicke des Scheiterns, in denen Íñigo umdenken muss. Durch diese Momente lernt er, mit innerer Offenheit immer neu nach dem Willen Gottes zu fragen, anstatt diesen Willen mit eigenen Wünschen und Ideen zu identifizieren. Er kreist nicht länger um sich selbst und sein fixes Idealbild eines Heiligen, sondern öffnet sich für die echten Nöte seiner Mitmenschen und damit auch für den Heilswillen Gottes. In dem Maße, wie für ihn nicht mehr von vornherein „alles klar“ ist, wächst in ihm die Klarheit echter Gotteserkenntnis. Jan Korditschke SJ Jesuiten n November 2014 n Jesuit sein heute? Gerade heute! Die Versuchung des Ignatius, Gemälde von S. Conca, um 1750, Päpstliche Universität Salamanca © SJ-Bild

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