Jesuiten 2014-4

Aldrig i livet! (Nie im Leben!) Warum Jesuit sein heute? Beim Firmunterricht erzähle ich jedes Jahr von meinem Jesuit sein. Dann stelle ich üblicherweise die etwas herausfordernde Frage: Wer könnte sich jetzt vorstellen, Jesuit zu werden? Meistens herrscht vollständige Stille im Raum. Manchmal brechen ein paar Jungen in Lachen aus. „Aldrig i livet!“, habe ich auch schon als Antwort bekommen! Man könnte vermuten, dass der größte Widerstand von den Gelübden ausgelöst wird. Gehorsam, Armut und ehelose Keuschheit stehen einfach im Widerspruch zu den Werten der modernen Gesellschaft. Allerdings scheint mir das eigentliche Hindernis das Entscheiden selbst zu sein. Man muss eine bewusste Wahl treffen, sich an einen konkreten Lebensweg binden und alle anderen Möglichkeiten loslassen. Es ist ein Risiko, das die meisten anscheinend nicht eingehen möchten, eine zur modernen Praxis völlig gegensätzliche Vorgehensweise. Insofern stellt sich die Frage nach der Motivation junger Ordensleute. Warum wird man heute Jesuit? In einer schnellen, modernen und virtuellen Welt? Spirituelle Vertiefung ist sicherlich ein wichtiger Beweggrund. Die geistlichen Übungen des heiligen Ignatius von Loyola sind ein Weg, Gott und sich selbst durch Meditation in der Stille besser kennenzulernen. Gemeinschaftsleben ist ein anderer wichtiger Faktor. Man will Jesus Christus nachfolgen, aber nicht alleine. Man will seinen Glauben vertiefen, aber man braucht die Unterstützung einer Gemeinschaft. In einer immer mehr individualistischen Gesellschaft ist das Gemeinschaftsleben für viele sowohl ein Antrieb als auch eine Herausforderung. Der Dienst an anderen ist auch eine starke Motivation. Von Anfang an hat Ignatius den Ruf gespürt, „den Seelen zu helfen“. Bei den ersten Jesuiten ging es um Ausbildung, geistliche Begleitung und Werke der Barmherzigkeit – alle Wirksamkeitsfelder, die heute weitergeführt werden. Ein Leben wird erst wirklich erfüllt, wenn man es für andere einsetzen kann. Ähnlich wie bei anderen Lebenswegen ist es nicht so einfach, der Frage „Warum Jesuit sein heute?“ eine definitive Antwort zu geben. Warum habe ich gerade diese Frau oder diesen Mann geheiratet? Die Erfahrungen, die uns dazu geführt haben, sind nicht einfach zu beschreiben, und das viele Analysieren führt leicht zu einer Banalisierung der Liebe. Die Berufung zum Ordensleben, Priestersein, Familie oder auch die Entscheidung, den eigenen Glauben durch die Firmung zu bestätigen, bleiben in diesem Sinn ein Geheimnis. Mikael Schink SJ 16 Schwerpunkt Jesuiten n November 2014 n Jesuit sein heute? Gerade heute!

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