Jesuiten 2014-4

ander, und dabei wird mir viel geschenkt, vor allem großes Vertrauen. Von mir werden kaum große Ratschläge erwartet, sondern einfach, dass ich da bin, Zeit habe und interessiert zuhöre. Durch die vielen Fragen zu Gott und Kirche, gerade in einem wenig christlich geprägten Umfeld, berühren die Leute auch meine Unsicherheit. Manchmal weiß ich selbst keine Antwort. Habe ich dann als „Kirchenexperte“ versagt? So verstehe ich mich nicht. Wenn ich als Suchender mit anderen unterwegs bin, dann geht es darum, weiter zu suchen, nicht so zu tun, als wüsste ich auf alles eine Antwort. Eigentlich geht es schlicht darum: zu glauben. Auch mich fordert der Glaube heraus. Das ist für mich eine Chance, mich wieder neu vertrauend auf Gott einzulassen. Dafür will ich Zeuge sein. Ab und zu denke ich, dass in den fünf Jahren im säkular geprägten Leipzig mein Glaube besonders stark gewachsen ist.“ Ich habe gelernt, ich muss nicht perfekt sein, darf als Sünder mich in die Nachfolge gerufen wissen und andere zu ihr einladen. Das ist ein Dienst, der anderen Menschen Hoffnung macht, dass auch sie vor Gott ihre Daseinsberechtigung haben. Das ist nicht immer ganz leicht, aber auf Dauer sehr erfüllend. Ignatius hat sich als Pilger bezeichnet. Mir gefällt das Bild: Ich bin mit anderen unterwegs, und als Jesuit habe ich einen richtig schönen Pilgerweg gefunden! Clemens Blattert SJ 3 Jesuiten n November 2014 n Jesuit sein heute? Gerade heute! © SJ-Bild/Bubulyte Clemens Blattert SJ (re. oben) mit einer Studentengruppe aus Leipzig auf den Stufen zum Felsendom, Jerusalem

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