Jesuiten 2015-1

siv, kein Tun. Wenn man etwas lernen kann, dann nur dies, dass das Leben jeden Augenblick vom Tod umfangen ist, weil es wesentlich sterblich ist. Was man lernen kann, ist, dass das Leben auf der Erde keine Selbstverständlichkeit oder gar ein Recht ist, sondern nur für eine bestimmte Zeit gegeben ist und immer ein Geschenk des Schöpfers bleibt. Was man einüben kann, ist die Haltung in den Glauben, der sich so ausspricht: „Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn“ (Röm 14,8). So kann sich eine Dankbarkeit ergeben und auch eine Zuversicht angesichts des kommenden Todes. Das ist eine Zwillings-Stimmung, die sich unterscheidet von der ambivalenten Stimmung des Menschen ohne Glaube, der den Tod einmal als Ende des geliebten Lebens fürchtet und ein andermal als Ausweg aus allen Übeln und aller Verantwortung ersehnt. Denn einen solchen Ausweg gibt es nicht, so wenig, wie wir uns selbst ins Dasein gerufen haben. Wir sind zwar sterblich geschaffen, aber nicht wie Tiere, sondern als Wesen, die, vom ewigen Gott her und auf ihn hin, im Innersten unvergänglich sind. Sich diese Wahrheit anzueignen, ist die Arbeit eines ganzen Lebens. Zu ihr gehört die Aneignung einer Haltung, die in sehr schlichter Weise in dem überlieferten Lied Ausdruck findet „Jesus, dir leb‘ ich. Jesus, dir sterb‘ ich. Jesus, dein bin ich im Leben und im Tod.“ Gerd Haeffner SJ 13 Jesuiten n März 2015 n Vom guten Tod © SJ-Bild/Franke

RkJQdWJsaXNoZXIy MjIwOTIwOQ==