Jesuiten 2015-1

Jesu Tod – ein guter Tod? Ein Tod ist gut, wenn er am Ende eines langen und erfüllten Lebens kommt. Zu dieser Überzeugung gelangt, wer die Berichte der Bibel über das Lebensende der Patriarchen des Volkes Israel liest. Über den Tod Abrahams heißt es nach Auflistung der Namen all seiner Kinder: „Er starb in hohem Alter, betagt und lebenssatt, und wurde mit seinen Vorfahren vereint“ (Gen 25,8). Dem Tod Jakobs geht der Segen für seine Söhne voraus (Gen 49). Langes Leben und zahlreiche Nachkommenschaft sind Zeichen für den besonderen Segen Gottes. Wer das erreicht hat, blickt auf ein erfülltes Leben zurück und kann einen guten Tod sterben. Es versteht sich von selbst, dass Jesus diese Kriterien für einen guten Tod nicht erfüllt hat. Schon die Art und Weise seines Todes ist schrecklich. Dazu kommt, dass er jung stirbt, auf der Höhe seiner Lebenskraft, und dass er kinderlos stirbt. Das ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was sich ein Jude unter einem guten Tod vorstellt. Wagen wir einen Blick in die Tradition der Kirche. Bei der Bitte um einen guten Tod wird der heilige Josef angerufen. Er gilt als „patronus agonizantium“, Patron der sich im Todeskampf Befindenden. Die Evangelien schweigen zwar über den Tod des Nährvaters Jesu. Weil er aber nur zu Beginn erwähnt wird, in den Kindheitserzählungen bei Matthäus und Lukas, später aber nicht mehr vorkommt, hat sich eine feinfühlige Volksfrömmigkeit seine Todesstunde ausgemalt: Als alter Mann liegt Josef im Bett, umgeben von seiner lieben Frau Maria und seinem Adoptivsohn Jesus, die weinend von ihm Abschied nehmen. Wer den Tod in der tröstenden Gegenwart Jesu und Marias erleben darf, der stirbt wahrhaft einen guten Tod. Darum dürfen wir auf die Fürbitte des heiligen Josef vertrauen, wenn sich unsere eigene Todesstunde nähert, auf dass auch wir dereinst die Liebe Christi und seiner Mutter nicht entbehren müssen. Die Gegenwart geliebter Menschen in der Sterbestunde spielt bereits bei den Patriarchen Israels eine Rolle. Bei ihnen sind vor allem die eigenen Söhne wichtig. Isaak und Ismael sind zugegen, als Abraham stirbt. „Nach dem Tod Abrahams segnete Gott seinen Sohn Isaak“ (Gen 25,11). Auch die zwölf Söhne Jakobs sind da und trauern um ihren Vater. Stets ist der Tod des Vaters mit dem Segen für die nächste Generation verbunden. Der Tod beendet zwar das Leben des einen, aber er ist zugleich auch Anlass zum Segen für die Nachkommen. Wer war zugegen, als Jesus am Kreuz starb? Johannes berichtet: „Bei dem Kreuz standen 20 Schwerpunkt Jesuiten n März 2015 n Vom guten Tod Der Tod Jesu sprengt alles, was vorher galt.

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