Jesuiten 2015-2

Trost und Trauer Vom Umgang mit der Traurigkeit Ein geliebter Mensch ist gestorben – diejenigen, die zurückbleiben, trauern um ihn, sie fallen in ein Loch, es zieht ihnen den Boden unter den Füßen weg, ein Gefühl der Sinnlosigkeit kann sich breitmachen. Vielleicht auch ein schlechtes Gefühl: Ich glaube doch, dass der/die Verstorbene bei Gott ist, darf ich da so trauern? Trauer ist nicht gleichzusetzen mit Trostlosigkeit – der Verlust eines geliebten Menschen führt in die Trauer, die sich in den oben beschriebenen Regungen zeigen kann. Und diese Trauer gehört zum Leben – aber wir haben heute häufig verlernt, wie wir sie leben können. Eine häufige Reaktion von Familie und Freunden: „Ruf an, wenn wir helfen können….“ Oder: „Such Dir etwas, was Dich ablenkt“, „Du musst wieder mehr nach draußen gehen“, „Komm doch mit uns, wir machen einen Ausflug“ … Versuche, den Trauernden von dem Verlust und dem Schmerz abzulenken. Die Reaktion von Trauernden auf diese gut gemeinten Versuche ist oft ein Gefühl der Verwirrung, der Hilflosigkeit. Einerseits sieht man den Willen zu helfen – aber man ist nicht in der Lage, diese Art von Hilfe anzunehmen. Es fühlt sich nicht richtig an, überfordert – führt in Trostlosigkeit. Die eigene innere Regung des Trauernden ist zunächst oft Rückzug, man braucht Zeit um den Toten zu beweinen, das Geschehen um den Tod wieder und wieder zu erinnern, um ihn zu begreifen. Trauer und Schmerz wollen durchlebt werden. In unserer Kultur brauchen Trauernde manchmal die „Erlaubnis“ zu trauern, statt zu funktionieren. Das heißt für den/ die Trauernden dem eigenen Gefühl, dem Bedürfnis nach Rückzug, der Trauer zu folgen, sich nicht selbst zu überfordern mit dem Versuch „stark“ zu sein und sich nicht überfordern zu lassen. Trauernde, die sich um eine Familie kümmern – die Kinder müssen weiter in die Schule etc. – oder solche, die berufstätig sind, stellen fest, dass diese Anforderungen ihrem Tag eine Struktur geben, ihnen helfen, den Alltag zu bewältigen. Bei dieser Struktur zu bleiben – oder sich selbst eine zu schaffen – mit Ignatius gesprochen „fest und beständig“ im Alltag zu stehen, sind hilfreich im Umgang mit der Trauer. Alleinstehende haben es da oft schwerer, sich eine Struktur zu geben, aber genau das ist ein Weg, sich gegen die Trostlosigkeit in der Trauer zu wehren (Geistliche Übungen 318). Es könnte auch heißen, sich Begleitung in der Trauer zu suchen – eine Person, die immer und immer wieder da ist, um zuzuhören, die Trauer mit aus10 Schwerpunkt Jesuiten n Juni 2015 n Gott will es? Unterscheiden!

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