Jesuiten 2015-3

Namen Namen drücken das Wesen, den Sinn einer Sache aus. Vertiefen wir uns deshalb in die Namen und Bezeichnungen der zentralen Feier der Christen. Die ersten Christen sprachen vom „Herrenmahl“. Grundgestalt der Feier ist ein Freundschaftsmahl. Es knüpft an die Jesusmähler an, angefangen in Galiläa, wo Jesus durch Mahlgemeinschaften die Nähe der Gottesherrschaft erlebbar machte. Beim Letzten Abendmahl spitzte sich diese Mahltradition zu. Im Ausblick auf das ewige Mahl deutete er seinen Tod als Zeichen endgültiger Gottesnähe. „Herrenmahl“ meint vor allem: Der Auferstandene hat sich einer Mahlgemeinschaft gezeigt. Er hält Mahl mit seiner Gemeinde bis ans Ende der Zeiten. Er ist der Einladende. Seine geheimnisvolle Gegenwart ist die Mitte des Mahls. Eine zweite frühe Bezeichnung benennt die zentrale Handlung des Herrenmahls. Die Urgemeinde nannte ihre Zusammenkunft „Brotbrechen“. In der Geste des Brotbrechens wird die Lebenshingabe Jesu, wird er selbst in einer Symbolhandlung gegenwärtig. Das objektive Zeichen der Gegenwart des Herrn soll zeigen, was alle, die teilnehmen, sein sollten: Brot für die anderen. Wichtig ist: Es ging ursprünglich nicht primär um die objektive Brotsubstanz, sondern um eine Handlung, die ausdrückt: Der Herr ist da inmitten der Gemeinde. Die ganze Feier vollzieht sich in der Grundhaltung der „Eucharistie“, des lobpreisenden Gedenkens. Was Gott in Christus getan hat und immer neu tut, darum dreht sich alles. Gläubige Christen antworten auf das Handeln Gottes als Betende – mit Bitte, Dank und Lobpreis. Gott, der sich ganz gibt, erwartet nur eines: Dass wir uns ihm ganz geben. Dankbarkeit und Lobpreis durchziehen die Feier wie ein „cantus firmus“, eine formgebende Grundmelodie. Der dankbare Lobpreis drängt hin zur inständigen Bitte: „Komm, Herr Jesus! Komm in unser Herz! Komm zu deiner Gemeinde! Komm und verwandle die Welt, jetzt und einmal für immer!“ Die Gemeinde kreist nicht um sich selbst. Ihre Feier heißt „Messe“ oder „Heilige Messe“. Diese Bezeichnung leitet sich vom Entlassgruß der lateinischen Messfeier her, dem „Ite, missa est“. „Geht, ihr seid gesendet!“ Die liturgische Feier weist über sich hinaus auf das alltägliche Leben. Dort soll der Geist Jesu zur Wirkung kommen. Das Beispiel Jesu in der Fußwaschung will die Christen zu einem Leben des Dienens befreien. Das ist unsere Sendung. Weltverantwortung ist deshalb immer in der Heiligen Messe präsent. Schließlich ging es Jesus um nichts Geringeres als um die Verwandlung der ganzen Welt zum „Reich Gottes“. Die feiernde Gemeinde 22 Jesuiten n September 2015 n Messe feiern Geistlicher Impuls

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