Jesuiten 2015-4

Mein Freiwilligenjahr: Was bleibt? „Ich habe noch nie so viel vom Leben verstanden. Ich wollte noch nie so sehr die Zeit anhalten. Ich habe ein Stückchen Himmel kennengelernt.“ Mit diesen Gedanken endete mein Freiwilligenjahr über den Einsatz bei Jesuit Volunteers im Hilfszentrum für arbeitende Kinder und Jugendliche „CANAT“ in Piura, im Norden Perus. Nach dem Abitur träumte ich davon, mit einem Koffer voll Neugier und Tatendrang aufzubrechen. Der Sendegedanke der Jesuiten gefiel mir sehr gut. Er bedeutet: „Wer helfen möchte, kann dies überall tun.“ Oder: „Gott weiß schon, was das Beste für Dich ist, er hat einen Plan für Dein Leben.“ Ich vertraute darauf, an einen Ort gesandt zu werden, an dem man mich braucht. In „CANAT“ konnte ich Englisch und Blockflöte unterrichten und die Kinder bei ihren Schulaufgaben und Problemen unterstützen. Ziel des Hilfszentrums ist es, den arbeitenden Kindern und Jugendlichen Piuras eine bessere Zukunft zu ermöglichen und an einer verantwortungsvollen Gesellschaft mitzuwirken. Peru ist ein Teil von mir geworden und oft vermisse ich mein Leben dort. Natürlich war es nicht immer leicht: Es gab Tage, an denen ich vor Wut über die himmelschreiende Ungerechtigkeit beinah verzweifelte und manchmal hinter „Gott“ ein riesengroßes Fragezeichen setzte. Aber ich habe dennoch einen Sinn in meinem Tun gesehen und war jeden Tag zumindest für einige Augenblicke sehr glücklich. Ich sehe meine Verantwortung nun, da ich nicht mehr in Peru bin, in meinem Leben in Deutschland. Auch hier gibt es soziale Ungerechtigkeit, die man nicht verdrängen sollte. „Niemand kann sich seiner Verantwortung entziehen. Niemand kann sich die Augen oder Ohren bedecken, verstummen oder sich die Hände abschneiden. Wir alle haben eine Pflicht, zu lieben.“ So denke ich heute. Ich habe offene Augen, mit denen ich seit Peru noch viel intensiver sehe, Ohren, die weit mehr verstehen gelernt haben, als bloß eine weitere Sprache und Hände, die zu so vielem fähig sind. Und ich habe ein Herz, das seit Peru gewachsen ist. Peru war erst der Anfang. Sophia Gebhard 13 Jesuiten n November 2015 n Junger Glaube Foto: privat

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