Jesuiten 2015-4

Persönlichkeitsanteile zu integrieren, weil meine so unbedingt lebensfeindlich sind. Als mein geistlicher Begleiter erkannt hat, dass ich ihm und Gott tatsächlich nicht vertrauen kann, war das eine große Erleichterung für mich. Das ist eine Folge meiner Verletzungen, vieles davon kann heilen, einiges wird mein Leben lang so bleiben. Meine massive Bindungsstörung wird mir nahe Kontakte immer schwer machen. Meine Beziehung zu Gott ist für Menschen, die nichts von meinen Erfahrungen teilen, fremd – und ich wünsche mir, dass sie so sein darf. Dass ich so sein darf, wie ich geworden bin. Ich glaube an einen Gott, der selbst gebrochen worden ist und trotzdem Retter. Der Menschen, die gebrochen sind, seine Nachfolge zutraut – auch wenn sie unter Folgen leiden. Aber ich erfahre immer wieder Unverständnis, auch von Menschen, die sich als progressiv und offen erleben. Das zwingt mich, zu überlegen, wie viel ich anderen von mir zeigen kann, ohne Ablehnung zu riskieren. Ich meine doch, dass meine Erfahrungen und meine Gottesbilder, so wie ich geworden bin, wertvoll sein könnten für Menschen, die sie nicht teilen mussten. Die Autorin dieses Textes ist heute 47 Jahre alt und möchte, aus Angst vor ihrem Vater, von dem sie weiß, dass er sie von ihrem dritten Lebensjahr an misshandelt hat, anonym bleiben. Der Name ist der Redaktion bekannt. 17 © long8614/shutterstock.com Jesuiten n November 2015 n Junger Glaube

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