Jesuiten 2015-4

Ein Blick zurück nach vorn Die Welt scheint sich nur noch als ein LiveTicker zu ereignen. Zumindest kann man in der Arbeit mit Jugendlichen diesen Eindruck gewinnen. Denn der immer wieder gerichtete Blick auf das Smartphone gibt den Lebensrhythmus vor, und der lautet: Jetzt ist der Moment, in dem das Leben stattfindet und in dem alles irgendwie im Fluss ist. Diesen Blick der Jugendlichen vom Display immer wieder neu auf die sie tatsächlich live umgebende Welt zu richten, ist ein Element der ignatianisch geprägten Jugendarbeit, zum Beispiel im Jugendverband der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ) in Hamburg und Berlin. Ignatius hat den Jesuiten aufgetragen, dass sie in der Mitte und am Ende des Tages für eine Viertelstunde im Gebet innehalten sollen, um Rückblick auf das zu halten, was an diesem Tag um sie herum passiert ist – das Examen. Für die Jugendarbeit könnte man diesen Blick zurück gut mit dem Versuch eines tieferen Blickes hinter die Kulissen übersetzen. Das Fundament unserer Jugendverbandsarbeit ist die Überzeugung, dass Jugendliche vor allem dadurch wachsen, dass ihnen größtmögliche Verantwortung übertragen und ihnen die Freiheit zur Gestaltung eingeräumt wird. Nur wenn Jugendliche sich ernst genommen fühlen, dann sind sie auch bereit einen großen Teil ihrer Freizeit u.a. in wöchentlichen Gruppenstunden und zweiwöchigen Som- merlagern über mehrere Jahre hinweg in den Dienst für andere Kinder und Jugendliche zu stellen. Diese Verantwortung und Freiheit brauchen allerdings auch einen Rahmen, der die Jugendlichen schützt und stützt. Ein wichtiger Baustein dafür sind verschiedene Elemente der Reflexion, die in unter20 Schwerpunkt Jesuiten n November 2015 n Junger Glaube Foto: Sankt-Ansgar/KSJ, Hamburg Mein Gott, mein Leben ohne dich ist wie ein Zug ohne Schienen, Lokführer und Strom. Du gibst mir ein Ziel und weist mir die Schienen für den richtigen Weg. Gott, du bist wie ein Fahrplan, mit dir gehe ich jede Meile. Mein Gott, mein Leben ohne dich ist wie ein Buch ohne Seiten. Du füllst mein Leben mit Inhalt und Wahrheit. Du bist der Verfasser meines Lebens. Die Zeilen meiner Vergangenheit lässt du hinter dir und meiner Zukunft schenkst du Glück. Mein Gott, mein Leben ohne dich, ist wie ein Baum ohne Wurzeln. Du setzt mir eine Baumkrone auf, damit ich mich wie ein König fühle. Du gibst meinen Zweigen Kraft und Festigkeit. Mein Gott, ohne dich hätte ich das alles nicht. Dank sei dir, dass es dich gibt.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjIwOTIwOQ==