Jesuiten 2015-4

Religiöse Erfahrungen von Jugendlichen In der Vorbereitung auf diesen Artikel habe ich Studenten und ehemalige Schüler befragt, wie sie ihre eigene Religion sehen. Die Antworten sind so vielgestaltig und unterschiedlich ausgefallen, wie die Jugendlichen selbst. Da gibt es solche, die Religion als „rein kulturelle oder konservative Erziehung“ verstehen, solche, die noch nach ihrem Glauben suchen und wieder andere, die „einfach glauben“. Vielen gemeinsam ist die Feststellung, dass es im Alltag wenig Muße gibt, sich auf Geistliches zu besinnen. Die normalen Gottesdienste in der Gemeinde sind jedenfalls kaum Orte, wo ihnen das gelingt. Manche erwähnen schöne Jugendgottesdienste, bei denen auch eine Gemeinschaft spürbar wird: „Am nahesten kam ich ihm immer, wenn der ganze Chorraum unseres riesigen Doms sang und Sonnenstrahlen zu den Fenstern hereinfielen, da stellten sich mir jedes Mal aufs Neue die Nackenhaare auf und ich bekam eine Gänsehaut. Gerade dann dachte ich: Jetzt ist er da, jetzt ist er mitten unter uns.“ Für einige sind deshalb Taizé-Treffen oder Weltjugendtage wie kleine Inseln, auf denen sie sich vom Segeln auf offener, religionsneutraler See ausruhen können: „Ich war hellauf begeistert, ich liebte die Lieder in verschiedenen Sprachen, die Vielfalt der Glaubenszeugnisse und das Gefühl, Teil einer weltweiten Jugendgemeinde zu sein.“ Andere kommen nach Hause und die Suche geht erst richtig los: „Ich habe Besinnungsfahrten nach Assisi und Taizé gemacht und nach und nach immer wieder neue Fragen im Glauben gehabt, aber auch Erlebnisse, die mich darin bestärkten, weiter zu suchen und zu fragen.“ Das Vertrauen in die Institution Kirche ist nicht sehr ausgeprägt. Für viele ist wichtig, ihren eigenen Weg zu gehen – auch in Glaubens- und Sittenfragen: „Im Laufe der Jahre hat sich jedoch mein christlicher Glauben immer mehr zu meiner ‚eigenen Religion‘ beziehungsweise 2 Schwerpunkt Jesuiten n November 2015 n Junger Glaube Gott, du schaust vom Himmel auf mich herunter. Du bist immer für mich da. Du erhörst meine Bitten, auch wenn ich nicht immer gerecht bin. Du hilfst in größter Not, wenn ich von ungläubigen Menschen bedrängt bin, die den Hass suchen, und ich keinen Ausweg finde. Du lässt mich nie in Einsamkeit. Du bist wie ein Baum, unter dem ich Ruhe finden kann und in mich hineindenke. Dann weiß ich, dass ich Zuflucht im Schatten deiner Äste finde bis alles vorüber ist. Gott, du hast einen besonderen Platz in meinem Herzen, weil du mich nie im Stich lässt. Danke, oh Herr, für dein Dasein. Halleluja!

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