Jesuiten 2015-4

Leib & Seele Zusammen mit den Fächern Biologie, Sport und wahlweise Philosophie oder Latein bildet das 5-stündig unterrichtete Fach Religion an der Sankt-Ansgar-Schule eines von insgesamt sechs zur Wahl stehenden Oberstufen-Profilen: das sogenannte „Leib & Seele“-Profil. In einem „Leib & Seele“-Interview, um das uns die Redaktion dieser Zeitschrift gebeten hatte, durften die Schüler ihren Lehrer zu Beginn des Schuljahres persönlich befragen. Hier ein Auszug aus meinen Antworten: Wie fühlen Sie sich dabei, wenn Sie uns Schülern etwas über Religion erzählen? Religion betrifft die ganze Person – das, was sie denkt und fühlt. Zunächst bin ich immer etwas angespannt, weil ich eine Atmosphäre schaffen möchte, in der wir offen und zugleich geschützt auch über Gefühle und Erfahrungen reden können. Ich will euch nichts über Religion „erzählen“, was für mich selbst keine Bedeutung hat, sondern euch einladen mit mir zusammen die Auseinandersetzung zu suchen – mit modernen Theologen, Kirchenvätern, Philosophen, Vertretern anderer Religionen, Religionskritikern und mit neuesten Erkenntnissen der Naturwissenschaft. Mir geht es gut, wenn ich merke, dass das ansatzweise gelingt. Wie wollen Sie uns bewerten, wenn wir nicht Ihrer Meinung sind? Nicht eure Meinung oder gar euer Glauben stehen zur Bewertung an. Wenn mir hier jemand im Raum beispielsweise sagt, er glaube nicht an Gott, dann ist das so. Ich erwarte allerdings, dass sich dieser Schüler gegenüber Erfahrungen und Argumenten von Menschen öffnet, die in ihrem Leben zu anderen Schlüssen gekommen sind. Die Fähigkeit zum kritischen Dialog ist schon bewertbar. Auch von einem Schüler, der sich als gläubig versteht, 6 Jesuiten n November 2015 n Junger Glaube Schwerpunkt Manchmal fühle ich mich wie ein zusammengeknülltes, weggeworfenes Papier im Papierkorb. Aber du, Gott, holst mich heraus, faltest mich auf und gibst mir neuen Mut für das gemeine, kalte Spiel des Lebens. Manchmal fühle ich mich wie ein Regenwurm im riesigen Erdreich. Wenn es einmal regnet, führst du mich heraus an die frische Luft. Auch wenn mein Kopf abgetreten wurde, schenkst du mir einen neuen Kopf und neue Lebenslust. Wenn ich auf engen Wegen wandere, kommt es mir so vor, als ob deine unsichtbare Hand sie breiter macht. Wenn ich eine Reise antrete und den Weg nicht kenne, führst du mich heil zum Ziel. Amen.

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