Jesuiten 2016-2

Die Gleichnisse Jesu sind der erste, hervorragende Ort der Übung der eigenen Vorstellungswelt. Sie haben als frohe Botschaft auch für Kinder und Jugendliche heute ihre Kraft. Manchmal erzähle ich von eigenen Erlebnissen und deute sie im Glauben. Meist ist es besser, von den Erfahrungen anderer zu berichten. Eine gute Geschichte, sei es eine Heiligenlegende oder eine moderne Kurzgeschichte, auswendig und frei erzählt, kann dazu anregen, eigene Gedanken und Bilder entstehen zu lassen. Entscheidend ist, dass es Raum und Zeit gibt für die eigene Phantasie. „Das Herz wird gemeinhin nicht durch den Verstand erreicht, sondern durch die Einbildungskraft.“ (John H. Newman) Ich versuche mehr und mehr, nicht nur den einzelnen Schüler auf seinem individuellen Glaubensweg anzusprechen, sondern ihm auch zu helfen, in seiner Kultur eine eigene Glaubensidentität zu finden. Das ist zuerst die Schul- oder Kollegskultur; dann sind es auch die vielen unausgesprochenen Regeln und stillschweigenden Vereinbarungen in unserer Gesellschaft. Deshalb verwende ich gerne aktuelle Popsongs, denn auch Künstler und Dichter nutzen die Imagination. Diese hilft uns, den Blick zu weiten, Freiheit zu gewinnen, weil wir die Wirklichkeit annehmen, indem wir unsere Möglichkeiten zu handeln vor Gott erwägen. Wer Visionen hat, muss nicht zum Arzt gehen. Durch Bilder geschieht Veränderung. Christian Modemann SJ 17 JESUITEN n JUNI 2016 n PREDIGEN © KNA-Bild

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