Jesuiten 2016-3

Die Gottesstimme jedoch bleibt dem überlebenden Kain zugewandt. Er ist selbst zum Opfer geworden. Raubtierhaft, begierig, hat die Sünde ihn verschlungen. Er hat sie nicht beherrscht. „Zu groß ist meine Schuld, als dass ich sie tragen könnte. Du hast mich heute vom Angesicht des Bodens verjagt, und vor deinem Angesicht muss ich mich verbergen; rastlos und ruhelos werde ich auf der Erde sein, und wer mich findet, wird mich erschlagen.“ Das „Gesicht“ enthüllt sich als Leitwort: Da Kain sein Gesicht vor seinem Bruder verborgen hat, fühlt er sich nun vom Angesicht Gottes und der Erde vertrieben. Jedoch, wie Gott Adam und Eva vor der entdeckten Nacktheit schützte und sie mit Fellen bekleidete, so schützt er nun Kain mit einem Zeichen, damit er nicht erschlagen werde. Seither lebt die Menschheit, vom Mutterleib des Lebens, Evas, her geschwisterlich verbunden, mit der schrecklichen Möglichkeit zu töten, mit dem kauernden Raubtier am Ventil unverbalisierter Aggression. Seither bleibt uns nur, auf die geheimnisvolle, innere Stimme zu hören, und rechtzeitig das Gesicht zueinander zu erheben. Dominik Markl SJ 5 JESUITEN n SEPTEMBER 2016 n MEIN FEIND © Sankt-Ansgar-Schule / Kamphues

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