Jesuiten 2016-4

Es reicht! „Basta!“ – Genug! Es reicht! – Meine argentinische Freundin Maria spricht dieses Wort meist mit Nachdruck aus, und man sollte ihr dann besser nichts mehr erwidern. Es ist der Schlusspunkt in einem Gespräch, das Maria definitiv nicht weiterführen möchte. Basta ist auch das letzte Wort in einem Gebet des Heiligen Ignatius. Sein Hingabe-Gebet, innerer Zielpunkt der Exerzitien, endet mit der Bitte an Gott: „Gebt mir Eure Liebe und Gnade, das genügt mir.“ Auf Spanisch: „… ésta me basta.“ Basta, nicht als Ausdruck von Widerwillen und Überdruss, sondern von Zuversicht und Genügsamkeit. Spirituell sind beide Tonarten des Basta für mich hilfreich. Ich werde schon nicht zu kurz kommen! Eine Haltung, die ich immer wieder einüben muss. Erfahrungswerte sind dann gut und beschämend zugleich. Wie oft hatte ich Angst, zu kurz zu kommen, und wie oft war es unbegründet? In den vielen Ängsten, die uns umtreiben, ist die Angst, zu kurz zu kommen, angeblich die am meisten verbreitete. Sie treibt uns auseinander und steht unserem Wunsch entgegen, zu solidarischen Menschen zu werden. Jungen Eltern, nach ihren Erziehungszielen befragt, ist es wichtig, dass ihre Kinder teilen lernen. Teilen macht glücklich und zwar beide Seiten. Ich bin allen Eltern dankbar, die das mit ihren Kindern einüben, es ist gut in unsere Zukunft investiert! Denn in Deutschland plagt uns eine gewisse Existenzängstlichkeit. Die Wirtschaft kann boomen, wie sie will – wer die Frage aufwirft: Wird es wohl reichen?, kann mit Gefolgschaft rechnen. Manchmal komme ich auf meinem Übungsweg nur weiter, wenn ich ein kräftiges „Basta!“ zu mir selbst sage: „Genug! Genug der inneren Diskussion, deine inneren Bedenken und dein tatsächlich erlebter Mangel stehen in keinem Verhältnis, lass dich nicht schon wieder von der Angst, zu kurz zu kommen, ins Bockshorn jagen!“ Zudem hilft mir ein Gesichtsausdruck Jesu, meine befürchteten Mangelrechnungen einzustellen. Im Markusevangelium machen sich die Jünger, die zwei Brotvermehrungen miterleben durften, Sorgen, weil sie Proviant vergessen hatten. Ich kann mir Jesu Gesicht gut ausmalen, als er zu seinen Jüngern sagt: „Was macht ihr euch darüber Gedanken, dass ihr kein Brot habt? Begreift und versteht ihr immer noch nicht? Ist denn euer Herz verstockt? Erinnert ihr euch nicht?“ Doch, so direkt angefragt erinnern sich die Jünger. Und als Jesus weiter fragt, ob sie auch noch wissen, wie viele Körbe mit Brotresten jeweils übrig geblieben sind, müssen sie zugeben: Jeweils mehr als genug, einmal zwölf und das andere 2 SCHWERPUNKT JESUITEN n DEZEMBER 2016

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