Jesuiten 2017-1

Misch-Ehe – aus prinzipiellen Gründen „Sie werden nie eine Anstellung als Lehrer bekommen!“ sagte der Schulleiter meiner Ausbildungsschule. Die Professorin für katholisches Kirchenrecht, von befreundeten Studenten gefragt, wie die Verbindung zwischen einem katholischen Religionslehrer und einer angehenden evangelisch-lutherischen Pastorin kirchenrechtlich denkbar sei, gab zur Antwort: „Gar nicht, weil sowieso unmöglich.“ Vor das evangelische Kirchenamt zitiert, drehten sich die Fragen nur noch um Konfessionszugehörigkeit, nicht nur unserer eigenen, sondern auch der möglichen zukünftigen Kinder. „Aus prinzipiellen Gründen geht das alles nicht“, das hörten wir oft. Am Ende gab es drei Brautexamina, eine ökumenische Trauhandlung nach katholischem Recht im evangelischen Dom und drei ökumenisch getaufte evangelische Kinder, wegen des Lebens im Pfarrhaus natürlich. Was auf den ersten Blick anmutet wie eine kleine Parodie zum Thema „Mischehe“, war – zumindest damals vor 22 Jahren – für ein Paar, das eine ökumenische Ehe anstrebte, anstrengende Realität. Es mussten ja – wie bei „ganz normalen“ Liebespaaren – nicht nur die Vorbehalte der jeweils anderen Familien überwunden werden, sondern auch die Widerstände der beiden Institutionen, rechtlicher und inhaltlicher Art. Und für uns selbst war schnell klar: Nur wenn wir uns den theologischen Kernfragen stellen, sind wir auch in der Lage, nicht nur die Schranken für nötige Dispense zu öffnen, sondern vor allem, eine Familie zu gründen, die im eigenen religiösen Selbstverständnis zu Hause sein kann. Denn genau darum geht es: Zuhause zu sein, in der eigenen Konfession und auch in der zunächst fremden. Das war keine leichte, aber eine höchst bereichernde Herausforderung für alle Beteiligten. Wir kamen beide nicht umhin, uns mit inhaltlichen Unterschieden sehr sorgfältig zu beschäftigen, nicht nur bei den Themen Ehesakrament und Taufverständnis, sondern auch Eucharistiefeier und Abendmahl. Konkret: Wie sieht es aus mit der Realpräsenz? Glaubst du im Kern, was ich glaube? Wo sind die Grenzen des Heiligen? Gibt es die überhaupt? Sind nicht das Beten und der Gottesdienst Sachen, die über den Sonntag und seine „Pflicht“ hinausgehen? Darf eine Pastorin die Kommunion empfangen? Und: Wenn sie sich eingeladen weiß, geht es dennoch 14 SCHWERPUNKT JESUITEN n MÄRZ 2017 n ÖKUMENE? Wenn ich einen anderen Menschen liebe, bin ich bleibend neugierig.

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