Jesuiten 2017-1

gemeinsames Gebet und Gottesdienst, was in Russland eine große Ausnahme ist. Und in diesem Kontext spielt unser katholisches Gymnasium eine besondere Rolle. Immerhin ist es die einzige katholische Sekundarschule in ganz Russland. Die Schüler aber sind – das versteht sich von selbst – zu 80% nichtkatholisch. Da ist es wichtig, dass wir ökumenischen Religionsunterricht haben, gemeinsames Morgengebet, ein Theaterstück zu Weihnachten, einen besonderen Segen am letzten Tag vor den Abschlussprüfungen. Dadurch merken viele Leute, dass es uns Katholiken gibt und dass man mit uns ins Gespräch kommen kann. Das, so denke ich, ist vielleicht nicht der unwichtigste ökumenische Dienst, den wir leisten können. Zum Schluss noch eine Anmerkung: Manchmal scheint man bis in den Vatikan hinein zu denken, das Entscheidende im Kontakt mit der russischen Orthodoxie seien die diplomatischen Beziehungen. Nun haben die ebenfalls ihre Bedeutung, und sicher war es sinnvoll, dass sich der Papst mit dem Patriarchen von Moskau getroffen hat. Aber das Entscheidende ist die Gemeinschaft in Gebet und Nächstenliebe. Wenn sie wächst, dann wird die Politik schon noch hinterherkommen. Aber wenn sie nicht wächst, dann sind alle Konferenzen und offiziellen Begegnungen dem Wechselspiel der Launen der Tagesstimmungen oder dem Kalkül der Geopolitik ausgesetzt. Stephan Lipke SJ 19 JESUITEN n MÄRZ 2017 n ÖKUMENE?

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