Jesuiten 2017-1

Theologische Annäherung zwischen Katholiken und Lutheranern Es ist Juli 2009: Im hohen Norden von Deutschland, in Breklum, bin ich zum ersten Mal auf der Jahrestagung der internationalen Kommission für den Dialog zwischen der römisch-katholischen Kirche und dem Lutherischen Weltbund. Jeder Tag beginnt mit einer katholischen Messe oder einem evangelischen Abendmahl. Alle Mitglieder der Gruppe nehmen stets daran teil. Beim ersten Abendmahl unter dem Vorsitz eines lutherischen Mitgliedes frage ich mich, was wohl im Augenblick des Kommunionempfanges geschehen wird. Und es kommt wie folgt: Sobald der Präsident kommuniziert hat, empfangen zunächst die Protestanten die Kommunion; im Anschluss treten die Katholiken vor den evangelischen Pastor und erhalten einen Segen (wenn umgekehrt ein katholischer Priester der Eucharistie vorsteht, erhalten die Protestanten der Gruppe einen Segen). Diese kurze Geschichte hat einen symbolischen Wert: Auf der einen Seite geht die internationale lutherisch-katholische Kommission so weit wie möglich in der Begegnung, im Dialog und im Austausch. Alle Mitglieder nehmen an den Liturgien teil. Auf der anderen Seite werden wir schmerzlich daran erinnert, dass wir nicht gemeinsam die Eucharistie empfangen können und dass wir noch nicht am Ende des gemeinsamen Weges angekommen sind. Die positiven Aspekte der Begegnung übertreffen jedoch die Schwierigkeiten, vor allem vor dem Hintergrund des bereits erreichten Fortschrittes. Die internationale lutherisch-katholische Kommission existiert seit 50 Jahren. In dieser Zeit hat sie mehrere Phasen durchlaufen und sehr wichtige Dokumente erstellt, wie z.B. im Jahr 1972 das Dokument „Das Evangelium und die Kirche“, im Jahr 1978 „Das Mahl des Herrn“ oder im Jahr 1993 „Kirche und Rechtfertigung“. Gerade auf der Basis des zuletzt genannten Dokumentes entwickelte eine Unterkommission die gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre, welche im Jahr 1999 feierlich in Augsburg unterzeichnet wurde. 20 SCHWERPUNKT JESUITEN n MÄRZ 2017 n ÖKUMENE? Nach vorne schauen und sich beim Verständnis vom Wesen der Kirche näher kommen.

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