Jesuiten 2017-1

Im Jahr 2009 wurde eine neue Phase des Dialogs ins Leben gerufen. Die Kommission wurde aufgefordert, ein Dokument im Hinblick auf das Reformationsgedenken im Jahr 2017 zu verfassen sowie sich Gedanken zu machen zum Thema „Die Taufe und die Gemeinschaft der Kirchen.“ Zu diesem Zeitpunkt wurde ich in die Kommission eingeladen. Unsere Gruppe besteht aus zehn Katholiken und zehn Lutheranern aus verschiedenen Kontinenten. Wir nehmen jährlich an einer einwöchigen Sitzung teil. Die Treffen selbst sind abwechselnd von der katholischen Kirche und dem Lutherischen Weltbund organisiert und finden jedes Mal an einem anderen Ort statt, vorwiegend in Europa, aber auch auf anderen Kontinenten. Der Besuch verschiedener christlicher Gruppen vor Ort ist fester Bestandteil des Programms. Ein wichtiger Moment war für mich das Treffen in Japan im Jahr 2013. Das Zusammenkommen in diesem Land, wo die Christen eine kleine Minderheit sind, verdeutlicht die Bedeutung der Ökumene. In diesem Land gehören nur etwa 1% der Bevölkerung einer christlichen Kirche an. In dieser Situation wäre es besonders wertvoll, das Evangelium gemeinsam zu bezeugen. Die Ökumene ist neben der Bestrebung zur Wiedererlangung der Einheit der Kirchen auch für die Glaubwürdigkeit der christlichen Verkündigung notwendig. Jesus selbst betrachtete die Einheit der Christen als wichtiges Zeichen, damit die Welt glaubt (Joh 17,21). Zuletzt veröffentlichten wir das Dokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ im Jahr 2013. Dieses Dokument weist auf eine Neuheit im Gedenken an die Reformation hin: Zum ersten Mal findet ein rundes Jubiläum der Reformation zu einer Zeit statt, nachdem über mehrere Jahrzehnte ein ökumenischer Dialog geführt worden ist. Es handelt sich nicht mehr wie früher um eine Abgrenzung der jeweiligen Position gegenüber dem Anderen, sondern um eine gemeinsame Darstellung der Ereignisse im Anschluss an den Beginn der Reformation im Jahr 1517. Welch eine Freude, dass dies nun möglich ist! So stellt das Dokument auch die wichtigsten Themen der Theologie Luthers dar und es zeigt auf, wie eine Reihe von Unterschieden zwischen Katholiken und Lutheranern dank des ökumenischen Dialogs überwunden wurden. Ebenso verschweigt das Papier aber auch nicht die verbleibenden Schwierigkeiten, wie das Amtsverständnis sowie das Verständnis von Kirche. Dieses Dokument mit dem Titel „Vom Konflikt zur Einheit“ diente erfreulicherweise als Grundlage für das ökumenische Gedenken an die Anfänge der Reformation am 31. Oktober 2016 in Lund, Schweden. Die internationale Kommission erarbeitet nun ein Dokument zu „Taufe und Gemeinschaft der Kirchen“. Nachdem eine grundlegende Einigung über die Rechtfertigungslehre (1999) erreicht worden ist, gilt es nach vorne zu schauen und sich beim Thema des Verständnisses vom Wesen der Kirche näher zu kommen. Könnte ein gemeinsames Verständnis der Taufe die Türe öffnen für ein gemeinsames Verständnis von Kirche? Öffnet sich eine weitere Tür auf dem Weg zur Einheit der Kirchen? Es ist zu hoffen! Michel Fédou SJ 21 JESUITEN n MÄRZ 2017 n ÖKUMENE?

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