Jesuiten 2017-2

Gott und dem Leben zugewandt Sie fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag (Lk 2,16) Das Wesentliche im Leben bleibt Aufgabe und Gabe zugleich. Es kann letztlich nicht gemacht oder produziert werden. Wir können und dürfen uns ihm öffnen und sollten uns ihm nicht verschließen. Diese Spannung von Aktivität und Passivität ist auch bei der Betrachtung der Geburt Jesu vorhanden. In den großen Exerzitien (Exerzitienbuch 114) lässt Ignatius den Übenden die Betrachtung dieser Szenerie betend nachvollziehen. Er soll sich dabei ganz in die Begebenheit hineinfühlen und wie ein demütiger Diener am Rand der Krippe das Geschehen der Geburt Christi mit allen Sinnen nachverfolgen. Ganz ähnlich dürfte es dem heiligen Josef selbst damals ergangen sein. Er wusste nicht, wie ihm geschieht. All seine Fragen nach den Umständen der Geburt und dann in der Folge, ob das soeben erst angenommene Kind gesund sein würde, wie es wohl aussehen möge, dürfte er wohl in seinem Herzen bewogen haben. Er bleibt dabei, wie viele werdende Väter auch heutzutage, unweigerlich in passiver Aktivität am Rande stehen und ist dennoch vollkommen involviert in das Geschehen. Es bleibt ihm und ihnen nichts Anderes übrig, als geduldig abzuwarten und vertrauensvoll zu schauen, was passieren wird. Eine solche Geburt ist gleichzeitig ein überwältigendes und freudiges Geschehen, das viele Männer schlichtweg vor dem Wunder des Lebens in Ohnmacht fallen lässt im Kreißsaal. Ungefähr so stelle ich mir das damalige Geschehen vor: Josef unterstützt die werdende Mutter Maria so gut er kann, vielleicht streichelt er zärtlich ihre Hand und ist so passiv-aktiver Teil der Geburt. Ein Sinnbild der notgedrungenen, staunenden Stille und des gläubigen Zuspruchs Gottes an uns. Charakteristika des geduldigen Gebetes also, das unterstützend und beruhigend wirken konnte und kann. Marias Schmerz und Josefs Ungewissheit bei der Geburt wurden in Freude verwandelt. In die Stille der Nacht stößt der befreiende Laut des Neugeborenen. Ganz ähnlich wie Josef ergeht es mir beim Gebet. Ich kann die Beziehung zu Ihm nicht machen, ich kann sie nicht erfinden, nicht erzwingen, aber ich kann mich Ihm und dem Geschehen hingeben. Im geduldigen Vertrauen darauf und in betender Bereitschaft verbleibend, dass Er sich mir mit der Zeit offenbaren wird in meinem Alltag. 12 SCHWERPUNKT JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF

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