Jesuiten 2017-2

noch da und sucht seinen Ort. Wenn die Normalität des Alltags wiederkommt und die stürmische Zeit vorbei ist, dann bietet sich vielleicht die Gelegenheit einen neuen Blick darauf zu werfen. „Was war denn da wirklich?“ Nochmals in Stille hinhören und suchen, ob sich eine Antwort darin findet. Manchmal erlebe ich mich wie dieser Josef, der einfach nur schweigt. Große Reden sind von ihm ja nicht überliefert, kein einziges Wort. Das geht vielleicht auch gar nicht angesichts des Unbeschreiblichen, das er erleben musste. Doch plötzlich wird mir ein Wort geschenkt, das ein neues Licht auf das Gewesene wirft. Oder ein Engel in Gestalt eines Freundes taucht auf, der meine Fragen aushält und das Geschehene deuten hilft. Nicht, dass das Alte weg ist, aber es erhält einen neuen Sinn. Das quälende Warum findet ein Ende. Dankbarkeit und Staunen gewinnen Raum. Das hast Du durchgestanden ohne dabei zugrunde gegangen zu sein. „Jesus surprise me.“ Jesus überrasch‘ mich! Das sei das Morgengebet eines amerikanischen Priesters, wie ich bei einem Vortrag hörte. Ich weiß nicht, ob es mein tägliches Morgengebet sein könnte. Und doch erlebe ich immer wieder, dass er meine Pläne durchkreuzt, einfach so. Ich stehe dann da wie Josef auf manchen Weihnachtsdarstellungen. Ein bisschen hilflos, einfach nicht gefragt. Vielleicht ein wenig bockig und verärgert. Nicht schon wieder. Aber am Ende ist dann doch diese Stimme, die sagt: „Hab‘ Vertrauen! Ich habe noch was Großes mit Dir vor.“ Claus Pfuff SJ 5 JESUITEN n JUNI 2017 n JOSEF

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